Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Unser Vogtland - S. 85

1899 - Leipzig : Dürr
— 85 — Kurfürstentum dem Herzog Moritz vou Sachseu übertragen. Das konnte sich der Kurfürst nicht ohne weiteres gefallen lassen. Darum mußte der Kaiser das Kurland besetzen lassen. Er beauftragte damit seinen Bruder, den König Ferdinand von Böhmen und Moritz selbst. Die beiden Fürsten einigten sich dahin, daß Moritz die sächsischen Landesteile, der Böhmenkönig aber das Vogtland besetzen sollte. Da hatten unsere Vorfahren alle Nr- sache, in Aufregung zu gerateu. Denn das Heer des Königs Ferdinand, das schon an der Grenze bereit war, bestand zum Teil aus sehr wüstem Gesindel, den wegen ihrer Wildheit gesürchteten ungarischen Husaren, die der Volks- mund die Hussern nannte. Diese leichte Reiterei war nur mit Spießen und kleinen Schilden (Tartschen) bewaffnet; aber sie sengte, raubte, mordete und schändete, wo sie nur kounte. Die kursächsische Regierung, die von den Truppenanhäufungen an der böhmischen Grenze unterrichtet war, hatte schon im September 1546 Truppen ins Vogtland geschickt. Sie lagen in und um Adorf, um dort den Angriff des böhmischen Heeres abzuwarten. Als dieser nun erfolgte, wurde das Vogt- land der Schauplatz blutiger Greuel. (Vergleiche den unten folgenden Brief!) 2. Im Jahre 1547 zog Karl V. selbst gegen den Kurfürsten. Er war mit einem gewaltigen Heere am 5. April 1547, Montag vor Ostern, in Eger eingetroffen, und so konnte man im Vogtlande jeden Tag sein Einrücken über die nahe Grenze erwarten. Als nun am Karfreitage, dem 9. April, wie uns eiue alte Schrift berichtet, der Superintendent Raute in Plauen „auf der Kanzel stehet und predigt, da kömmt geschwind ein Geschrei in die Kirche: Der Kaiser kömmt, der Kaiser kömmt! Darüber er sich so eutsatzte, daß er vom Schlage getroffen auf der Kanzel wie tot niedergesunken. Man brachte ihn alsbald in seine Pfarr-Wohnnng und brauchte alle dienlichen Mittel, alleiue es war keiue Rettung, fondern er entschlief am ersten heiligen Ostertag im Herrn sanft und selig." Gleich nach seiner Beerdigung um die Vesperzeit erschien nun ein „ansehnlicher" Offizier als Einquartierung in dem Pfarrhause. Die tiesgebeugte Witwe, darüber in Schrecken versetzt, trat dem ungebetenen Gaste mit den Worten entgegen: „Ach, Herr, ihr kommt in ein recht Trauerhaus; denn man hat neulich meinen Herrn aus- getragen, und ich bin eine arme Witwe!" Abersiehe, der Kaiserliche „führte sich ganz freundlich auf;" er tröstete liebreich die Betrübte und ihre Kleinen, von denen das älteste erst 9 Jahre alt war, und sorgte dafür, „daß ihr kein Leids widerfahre," was bei der Feindschaft der gegen die „Ketzer" auf- gehetzten wilden Soldaten leicht hätte geschehen können. Mittwoch den 14. April kam Kaiser Karl V. selbst nach Plauen und übernachtete in dem Schlosse daselbst. Er that der Stadt kein Leid cnt. Von hier aus zog er über Reichenbach nach Werdau zur Elbe und siegte am 24. April bei Mühlberg über den Kurfürsten. Der Kurfürst mußte seine vogtläudischen Besitzungen an den Titularburggrasen von Meißen Heinrich Iv. abtreten. 11. Hin Wrief des Hlats zu Wlaueu an den Uat zu Zwickau aus dem Jahre 1546. Wie es im Jahre 1546 im Vogtlande zugegaugen ist, darüber be- richtet folgender Brief: Den Ehrbaren, Achtbaren und Wo hl weisen Bürger-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer