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1. Unser Vogtland - S. 104

1899 - Leipzig : Dürr
— 104 — Gemeinde, ertrug mit ihr standhaft die größten Drangsale und tröstete dabei die Schwachen und Verzagten. Ja, im Jahre 1634 mußte er wochenlang in qualvoller Gefangenschaft schmachten. Er selbst berichtet darüber in einer im Pfarrarchive aufbewahrten Kirchweihpredigt vom Jahre 1662: „Ich bin auch um alles kommen durch Feuer, Soldaten, Raub und Rantzion. Karl Holck, Obrister Wachtmeister Lamboischen Regiments, hat mich Anno 1634 am 16. Oktober von Pausa, da man mich erschießen und erstechen wollen, hinweggeführt, bald auf abwürfigen Pferden, bald ans Wagen, Tag und Nacht angesesselt; zu Hildburghausen mich gelegt in die Büttelei, erst in die Trnterkammer über der Torturkammer, dar- nach unter die Torturkammer, wo ich sechs Wocheu gelegen. Viel Gutes thateu mir die Priesterschaft und der Rat, wollten mich auch samt der Gemeinde lösen, aber der Wachtmeister wollte kein solches Geld haben. Tann wollte man mich bald in den Turm werfen, bald Hunger sterben lassen, und sonderlich kam mir zu Ohren, ich sollte gehenkt werden. Erst gegen Zahlen von 200 Thlr. Lösegeld wurde ich frei gelassen. Ich bin fast zwölf Wochen außen gewesen und grau wieder heim kommen." Heimgekehrt aus seiner, wie er es selbst nennt, babylonisch-hildbnrg- hansischen Gefangenschaft, hatte der 39 jährige Mann in dem menschenleeren, verarmten Pausa weiter die Wirkungen des Krieges in der entsetzlichsten Weise zu kosten bekommen. Hören wir, was er noch erzählt: „Ach, wie viele Städte, Fleckeu und Dörfer, anch wohl Festungen find ausgebrannt. Anno 1640 den 16. Mai ist es uns auch widerfahren. Die schadfrohlockenden Soldaten haben viele bei uns verjagt, viele zer- ftümmelt, Backen zerspalten, in Brunnen gesenkt, Rippen im Leibe zer- schmissen, in Bock gespannt, mit schwedischen Trünken gequält, Stroh auf dem Rücken angezündet, halb und ganz erwürget, und endlich, als sie alles geraubt, ausgeplündert, auch das Bier, das sie nicht verwüsten konnten, in die Keller ausgegossen hatten, zündeten sie vollends das arme Städtchen samt den Vorstädten an, wodurch Pausa bis ans wenige Häuser abbrannte. Das zornige Feuer hat auch der lieben Kirche nicht verschont, alles verzehrt, was drinnen gewesen ist. Hierauf haben viele Bürger mit Weib und Kind von hier weichen müssen. Wir, die wir blieben, haben zu ungemachten Kräutern das Thränenbrot und mit Zwiebeln gemachte Wassersuppen essen müssen, haben uns in Kellern aufgehalten, den Gottes- dienst in den Kirchmauern verrichten müssen. Hat's geregnet, sind wir pfützenaß worden und mußten kriechen in eine enge Sakristei, da wir auch das heilige Abendmahl austeilten. Das war erst eine hohe Glnt und hernach tiefe Not, das gab eine Armut, das gebar ein Elend, das wirkte Herzeusthränen!" Lange dauerte es, ehe sich Pausa aus Schutt und Asche erhob. Erst elf Jahre uach dem Brande konnte das Rathaus, zwölf Jahre uach dem Brande die Garküche und erst nach 22 Jahren die Kirche wieder vollständig ausgebaut werden. Aber auch im neuen Gotteshause und in der neuen Gemeinde, die im Lause der Zeit eutstanden war, waltete immer noch der greise Pfarrer Pyrläus in Treue seines Amtes; denn Gott hatte ihm eine eiserne Gesund- X
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