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1. Unser Vogtland - S. 111

1899 - Leipzig : Dürr
— 111 — herrlichster Weise gelöst. Wie oft fanden sich auf den Ruf des Vereins im geräumigen Freundschaftssaale Frauen und Mädchen aller Stünde zu gemein- samer Arbeit ein! Über 3000 Verbände nach Maß, gegen 2000 Wäsche- stücke, ungeheure Mengen von zerfaserter Leinwand gingen in Kisten, Fässer und Säcke wohlverpackt nach Leipzig und von da in die Lazarette. 4. Meine erste ^edanfeier. „Das war einmal ein Jubeltag! Bei Sedau fiel der große Schlag, Mac Mahon war ins Garn gegangen, Der Kaiser und sein Heer gefangen!" Es war ein Sonnabendvormittag, als die Kunde von Sedan in Plauen eintraf. Wer aber konnte sie beim erstmaligen Hören glauben? Alles eilte zum Telegrapheuamte, um es mit eigenen Augen zu leseu. Ja, da stand es wirklich geschrieben: Der Königin Augusta in Berlin. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, ist soeben--— geschlossen.---Der Kaiser hat sich selbst mir ergeben.---Seinen Aufenthaltsort werde ich bestimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe.--- Welch' eine Wendung durch Gottes Führung! Vor Sedan, d. 2. Sept., 1i2 2 Uhr nachmittags. Wilhelm. Wie ein Lauffeuer durcheilte die Nachricht unsere Stadt. Die Leute auf dem Wochenmarkte halfen wacker dazu, viele nahmen sie mit hinaus auf die Dörfer. Da brach ein Jubelfturm los, wie ihn Plauen noch nicht ge- sehen hatte. In den Schulen war's aus mit dem Lernen, bald kam das befreiende Wort: Die Schule ist aus! Glücklich, wer etwas zum Schießen auftreiben konnte! Das platzte und krachte an allen Ecken und Enden. Drüben vom Bergschlößchen und vom alten Schießhaus am Anger dröhnten Böllerschüsse unaufhörlich in die Stadt herein. Von allen Türmen, von vielen Häusern wehten die Fahnen. Wie ein jeder bei seiner Arbeit ge- standen, mit blauer, grüner oder weißer Schürze, mit Schurzfell und geschwärzten Händen, so lief er nach dem Altmarkte. Bald verkündeten an den Mauerecken Zettel mit Riefenschrift: Allgemeine Illumination! Durch andere Zettel wurden die Sänger eingeladen, am Abende aus dem Altmarkte zu singen. Abends 8 Uhr durchzog ein Festzug mit Musik und unter nnanshör- lichen Hoch- und Hurrarufen die prächtig erleuchtete Stadt. Wir Kinder fehlten natürlich auch uicht. Zuletzt nahm der Zug Aufstellung vor dem Rathause, welches in einem wahren Lichtermeer erglänzte. Das mächtige Lutherlied erbrauste und daruach ergriff Herr Superintendent Beyer das Wort und brachte zum Ausdruck, was aller Herzen bewegte. In Herz und Ohr vieler Zuhörer von damals klingt es wohl heute noch nach das schöne Eingangswort: Das Kaisertum ist der Friede! Nach der ergreifenden An- fprache erklang mit Begeisterung von den Tausenden, die versammelt waren,
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