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1. Heimatskunde von Elsaß-Lothringen für Schule und Haus - S. 48

1910 - Straßburg : Bull
48 § 16. Die einzelnen Bezirke und Kreise. In der Zeit der Kirchentrennung traten religiöse Streitigkeiten auch in Straßburg in den Vordergrund. Di-. Martin Luthers neue Lehre fand schnellen Eingang. Tie sichere Haltung des Magistrats, an dessen Spitze der zugleich als gewandter Staatsmann berühmte Stadtmeister Jakob Sturm von Sturmeck staud, wußte der Stadt jedoch die Unruhen jener religiösen Bewegung zu erspare». — Der 30jährige Krieg richtete auch in Straßburg häufige Wirren an; im westfälischen Frieden (1648) wurde zwar der Stadt ihre Eigenschaft als unmittelbare Reichs- stadt gewährleistet, doch wurde dieselbe am 30. September 1631, mitten im Frie- den, von Ludwig Xiv. iu Besitz genommen und Frankreich im Ryswicker Frieden (1697) zugesprochen. Dieser ließ die Festungswerke durch Vauban sehr verstärken und Straßburg zu einem der größten Waffenplätze herrichten. Während der französischen Revolution wnrde die Schreckensherrschaft auch hierher verpflanzt und forderte, namentlich als 1791 der berüchtigte Eulogius Schneider zum öffentlichen Ankläger ernannt worden war, ihre zahlreichen Opfer. In den Napoleonischen Kriegen wurde die Stadt 1814 und 1815 von den Ver- bündeten belagert, ohne jedoch bedeutend geschädigt zu werden. Der am 30. Ok- tober 1835 von Louis Napoleon hier gemachte Versuch, sich vou der Armee zum Kaiser von Frankreich ausrufen zu lassen, scheiterte an dem Widerstande der Gar- nison. — Der Krieg von 1870—1871 brachte Straßburg nach siebenwöchiger harter Belagerung (vom 11. August bis 28. Septemper 1870) wieder an Deutsch- land zurück. Um die Stadt für die Znkunft gegen feindliche Angriffe mehr zu schützen, wurde dieselbe seitdem von der deutschen Regierung mit einem Gürtel von 14 Außen- sorts umgeben, welche von der alten Befestigung 5 bis 8 km entfernt bleiben. Diese Forts tragen die Namen ausgezeichneter deutscher Heerführer; drei derselben sind auf der rechten (badischen) Seite des Rheines gelegen. — Die lange als Be- dürsnis erkannte und 1876 zur Ausführung gelangte Erweiterung der Stadt hat deren früheren Flächenraum von 530da auf 425 ha, gebracht und die früheren sieben Tore um vier vermehrt. Straßburg ist Residenz des Statthalters, Sitz des Ministeriums von Elsaß- Lothringen, des Oberschulrats, des Bezirkspräsidiums von Unter-Elsaß, ebenso des Generalkommandos vom 15. Armeekorps; Straßburg ist ferner der Sitz eines katholischen Bischofs und des Ober-Konfistoriums und Direktoriums der Kirche Augsburgischer Konfession. — Seit dem 1. Mai 1872 besteht wieder eine deutsche Universität; es befinden sich ferner ein Lyzeum, eilt katholisches und ein protestan- tisches Gymnasium, zwei Oberrealschulen und eine Realschule, Kunstgewerbeschule, Technische Schule, Musikschule (Konservatorium), mehrere höhere Mädchenschulen, eine Präparandenschule, eiu katholisches Priesterseminar, ein Lehrer- und ein Lehre- rinnenseminar iu der Stadt. — In Straßburg ist ferner die Generaldirektion der elfaß-lothringifchen Eisenbahnen, die Ober-Postdirektion für das Elsaß, die Direk- tion der direkten Steuern und des Vermessungswesens, die Direktion der Zölle nebst Hauptzollamt, die Direktion der Verkehrssteuern und ein Landgericht. Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte Münster, zu dem der Grund im Jahre 1015 gelegt wurde. Der berühmteste Baumeister war Erwin; er nahm den Vorderbau und die Türme in Angriff, starb aber schon 1318. Nur der nördliche Turm wurde ausgebaut und im Jahre 1439 durch Johann Hültz von Köln vollendet. Ter Turm hat eine Höhe von 142 m und ist eines der höch-
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