Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bergische Sagen - S. 18

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 18 — Schon viele Tage war er südwärts gepilgert, da kam er in. ein waldreiches Gebirge, den Spessart. Es war Abend geworden. Der Schmied hatte bereits alle Hoffnung, eine Herberge für die Nacht zu finden, aufgegeben. Da erblickte er plötzlich in der Ferne einen Lichtschimmer. Er ging darauf zu und stand bald vor einer halbzerfallenen Hütte. Auf sein Klopfen erschien eine alte Frau in der niedrigen Tür. Der Schmied erschrak vor dem finstern, häßlichen Gesicht mit dem zahnlosen Munde. Barsch fragte sie: „Was wollt Ihr?" Der Wanderer bat freundlich: „Nehmt mich doch für diese Nacht auf, ich habe mich im Walde verirrt." „Ihr mögt bleiben," wurde ihm geantwortet, „doch habe ich nur ein kleines, niedriges Kämmerchen für Euch. Zur Nacht bekomme ich noch einen anderen Gast. Ehe Ihr schlafen geht, kommt in meine Stube und eßt mit mir die Abendsuppe." Wenn es dem Gesellen auch noch immer vor der Alten gruselte^ so war er doch froh, ein Unterkommen gefunden zu haben. Er erzählte beim Abendessen auch, woher er komme, und warum er nach Damaskus reise. Die Alte führte ihn in seine Kammer. Trotz großer Müdigkeit konnte er nicht einschlafen. Um Mitternacht gab es plötzlich einen lauten Knall, wie wenn etwas Schweres durch den Schornstein herunterfiele. Leife schlich der Geselle an die dünne Bretterwand, die sein. Kämmerchen von der Wohnstube trennte. Da sah er am Herde einen großen Mann sitzen, der finster und zornig drein schaute. Er trug einen roten Rock, und den Hut zierte eine lange Hahnen- feder. Seine Füße steckten in der Asche. Vor dem seltsamen Gast stand die Alte. Sie schien ihn um etwas zu bitten und ihm etwas zu erzählen. Doch konnte der Horcher nicht verstehen, um was es sich handelte. Plötzlich drehte sich die Alte um und kam auf die Kammertür zu. Schnell suchte der Jüngling sein Lager wieder auf und stellte sich, als ob er schliefe. Die Frau rüttelte ihn unsanft und raunte ihm zu: „Steh' geschwind auf; hier ist jemand, der dir die Reise nach Damaskus ersparen kann." — Sofort erhob sich der Jüngling und trat in die Wohnstube. Der fremde Mann saß noch immer vor dem Herde und sah dem Kochen eines Kessels zu. Als der Lange den Eintretenden be- merkte, wandte er ihm sein finsteres Antlitz zu und fragte ihn mit stolzem Blicke: „Was willst du?" Da erzählte der Jüngling alles, was er vorhin schon der Alten mitgeteilt hatte. — Der Fremde hörte grinsend zu und sagte dann, höhnisch lachend:
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer