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1. Bergische Sagen - S. 23

1911 - Elberfeld : Bacmeister
— 23 - bert, Erzbischos von Cöln. Die Quelle bewässerte eine Wiese, die man den Jungserntanzplatz hieß; denn hier führten in Voll- Mondnächten drei schöne Jungfrauen kunstvolle Tänze auf, die sie mit lieblichem Gesänge begleiteten. Manche Wanderer haben die herrlichen Gestalten in ihren blendendweißen Kleidern gesehen und viel Wunderbares von ihnen erzählt. An heißen Sommertagen badeten die drei Jungfrauen im Heribertsborn. Sie tauchten unter, plätscherten, neckten einander und spielten wie die Kinder. Ihre goldenen Haare kämmten sie mit goldenem Kamme. Waren sie vom Bade ermüdet, so lagerten sie auf weichem Moose unter den schattigen Eichen. Mit sanften Weisen sangen sie sich in den Schlummer. Ihre Ge- wänder pflegten sie während des Bades am Rande der Quelle niederzulegen. Man sagte, wer sie ihnen entwenden könnte, der erhielte viel Lösegeld, und zeitlebens würden die Jungfrauen ihm dienen. Nun wohnte in dem benachbarten Leiensiepen ein Ritter, der ein gar wüstes Leben führte. Alle Tage lud er sich viele gleichgesinnte Kameraden ein. Sie schmausten und tranken dann aufs beste und durchstreiften wie wilde Jäger den Wald. Bei solchem Leben hatte der Ritter bald sein Hab und Gut durch- gebracht. Um neue Reichtümer zu erlangen, gedachte er, den Jungfrauen am Heribertsborn die Gewänder zu rauben. Eines Mittags sah er von fern, wie die Jungfrauen aus dem Bade stiegen und sich zum Schlummer niederlegten. Leise schlich er sich in ihre Nähe. Schon hatte er seine Hand nach den Gewändern ausgestreckt, als ein lauter Angstruf durch den Wald ertönte. Eine junge Bauernfrau vom Oberbüscherhof Hatte sich im Dickicht verirrt. Sie kam in die Nähe des Brunnens, sah, wie der Ritter die Gewänder stehlen wollte und weckte durch ihren Schrei die schlafenden Jungfrauen. Diese sprangen er- ichreckt auf, tauchten in der Quelle unter und bespritzten den Frevler über und über mit Wasser. Von Stund' an war er blind und tappte nach den Bäumen, ob er wohl den Heimweg finden möchte. Die Bäuerin, die Mitleid mit ihm sühlte, führte ihn nach seinem Schlosse zurück. Nicht Weib und Kind hatte er, die ihn pflegten. Nur ungetreue Dienstleute umgaben ihn. Sie verschwendeten, was der Ritter noch besaß, gingen davon und ließen ihren blinden Herrn in bitterster Armut zurück. Da nahm
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