1909 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Weber, Hugo, Jütting, Wübbe Ulrich, Kühnel, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
ist mit grünem Moos bedeckt, und das ist so weich wie Samt. Ls ist
ganz still in der Höhle, und nur ein kleines Lämpchen brennt.
Aber alle schlafen doch nicht. Line enge Treppe führt aus der Höhle
hinauf, und oben ist ein kleiner Felsenspalt; da kann man weit hinaussehen
ins Land. Dort hält einer von den Zwergen Macht Tag und Nacht.
Allemal, wenn die Sonne hinter den Bergen aufgeht und die Molken
vergoldet, steigt ein andrer Zwerg hinauf, nimmt den Spieß und wallst.
3jt das dreihundertmal geschehen, dann bläst der letzte Zwerg in
eine silberne Trompete. Da erwachen alle Schläfer unten in der Höhle.
Die Zeit war nun wieder einmal um. Die Troinpete erklang. Basch
fuhren alle Schläfer ans dem Schlafe empor. Der Vater Niklas stand
auf und rief seinen Zwergen zu: „Auf, ihr Zwerge! Zn die Merkstatt!
Meihnachten ist bald da. Nun müssen wir wieder an unsre Arbeit.
Seid rührig, denn es gibt heute viel zu schaffen. Ls müssen die Sägen
geschärft und die Äxte geschliffen werden; denn morgen geht es in den
Mald. Mir wollen Thristbäume holen. Auch müßt ihr Kreuze zimmern
für die Bäumchen, und die Schlitten müßt ihr herzuholen, damit wir die
waldbäumchen daraufladen können." — So sprach Niklas. Flink sprangen
die Zwerge auf und gingen an ihre Arbeit. Der eine schärfte die Sägen
und raspelte mit einer Feile (?) gar fleißig zwischen den Zähnen der
Säge; zwei andere schleiften die Äxte am Schleifsteine; andere holten
die Schlitten herbei; wieder andere trugen Bretter herzu, zerschnitten
sie und mallsten Kreuze daraus. Das war ein Leben in der Merkstatt!
Überall pochte, hämmerte und klirrte es. Bald war alles bereit. Nun
kam Vater Niklas, besah sich alles und sagte zuletzt freundlich zu seinen
Zwergen: „Seid fleißig gewesen, Kinder! Freut inich! Nun könnt ihr
ruhen bis morgen abend! Morgen abend aber geht's hinaus in den
Wald!"
Die Zwerge legten sich nieder und ruhten den ganzen Tag aus von
ihrer Arbeit. Nun ward es aber Albend. Die Sonne war schon unter-
gegangen, und die Sternlein blitzten schon am Himmel, und setzt kain auch
der Mond dort hinter den Bergen herauf. Da ging Vater Niklas zu
seinen Zwergen und schwang eine Glocke und sprach: „Steht auf, Kinder!
Die Nacht ist gekommen. Die Sterne funkeln ain klaren Himmel und
der Mond wird uns leuchten zu unsrer Arbeit, vergeßt nichts! Nehmt
Sägen, Äxte, Schlitten und was wir brauchen mit!" Alle waren gleich
bereit.
Bald zog die Schar zur Felsenspalte hinaus, voran ging der Vater
Niklas, auf einen langen Stab gestützt; die Zwerge schritten hinter ihm
drein. Ls war ein prächtiger Winterabend. Die Äste und Zweiglein im
Walde waren wie mit Silber bestreut und der Mond mit seinen Sternlein