1909 -
Leipzig
: Grunow
- Autor: Bamberg, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Spree schnelle Fortschritte. Bereits 1285 war die Stadt
mit Mauern, Warttürmen und Wallgräben versehen. Historische
Bedeutung erlangte die Stadt durch die 1348 bewiesene An-
hänglichkeit an Ludwig deu Altern sowie durch deu in ihren
Mauern 1373 abgeschlossenen Vertrag, nach dem Otto der
Faule die Mark an Kaiser Karl Iv. verkaufte. Seine Blüte-
zeit erlebte Fürstenwalde in der Zeit von 1385 bis 1508, als
es Bischofssitz der Bischöfe von Lebus war. Mit der Ein-
führnng der Reformation fank Fürstenwalde zu einem stillen
Landstädtchen herab. Die Mauern zerbröckelten, Tore und
Türme wurden abgetragen, und frei und ungehindert konnten
nun Wohlfahrt, gewerbliches Leben und Streben Einzug
halten. Eine kleine Nebenstadt bilden die Fabrikanlagen
von Julius Pintsch, in denen etwa 2600 Personen loh-
nende Beschäftigung finden. Zu den Sehenswürdigkeiten
der Stadt gehören das Bismarckdenkmal, ein Findling
aus Grauit mit Medaillon, das Kriegerdenkmal, der
Bullenturm, ein Rest der frühern Wehrhaftigkeit, das
renovierte Rathaus, eins der schönsten mittelalterlichen Ge-
bände Norddeutschlands, die St. Marien-Domkirche, eine
dreifchiffige gotische Hallenkirche, die zurzeit einer umfassenden
Renovation unterzogen wird, die 1906 erbaute katholische
Kirche, ein Prachtbau ersten Ranges usw. Friedrichshagen
(13 T.) verdankt seine Entstehung Friedrich Ii., der 1753
hundert schlesische und böhmische Woll- und Seidenspinner
hier ansiedelte. Die Kolonisten arbeiteten für das Königliche
Lagerhaus und standen unter Aufsicht einer besondern
Staatsbehörde. Mit der Einführung der Maschinen trat die
Spinnerei nach und nach zurück, die königliche Spinnerei
wurde 1802 aufgelöst, und die Bewohner sahen sich genötigt,
andre Erwerbszweige zu ergreifen. Das ihnen zugewiesene
Land wurde der Obstkultur dienstbar gemacht und der Ertrag
nach Berlin gebracht. So führten die Kolonisten ein be-
scheidenes Dasein. Der Stolz Friedrichshagens ist der
Müggelsee, ans dem alljährlich die großen, aus allen
deutschen Gauen besuchten Segelregatten stattfinden. Dadurch
wurden die Fremden auf die herrliche Lage des Ortes auf-