1909 -
Leipzig
: Grunow
- Autor: Bamberg, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der fruchtbare Boden der Umgegend eignet sich besonders für
den Anbau von Zuckerrüben, die in mehreren Zuckerfabriken
verarbeitet werden. Die wichtigste Industrie ist jedoch die
Ziegelfabrikation. In neuerer Zeit hat sich Nauen besonders
durch den Vorortverkehr gehoben. Ketzin (4200 Einw.), ein echt
märkisches Städtchen, nach alter Wendenart in Wasser und Luch
förmlich verschanzt, wird 1197 als ein Geschenk des Mark-
grasen Otto. Ii. an das Domkapitel in Brandenburg erwähnt
und 1320 als Marktflecken bezeichnet. Heute ist Ketzin ein
Schifferstädtchen; zahllose, die Spree, Havel und Elbe be-
fahrende Lastkähne tragen den Namen Ketzin als Heimatort
am Heck, und iin Winter sammeln sich ganze Flottillen großer
Flußkähne an den Liegeplätzen der Stadt, und mit den heim-
kehrenden Schiffern zieht Leben in die stillen Straßen des
Städtchens. In der Umgegend herrscht starker Ziegeleibe-
trieb. Rathenow (23 T.) hat sich aus einem kleinen Acker-
städtchen zu einem bedeutenden Judnstrieort entwickelt. Unter
den zahlreichen Industriezweigen nimmt die optische Industrie,
die 1800 durch den Pfarrer August Duncker begründet wurde,
den ersten Rang ein. Gegenwärtig besitzt die Stadt über
hundert optische Firmen. Über 1500 Dutzend Brillen und
Fassungen gehen täglich in alle Welt. Außerdem liefern
mehrere Firmen geschliffene Beleuchtungsringe, Fresnelfche
Linfensysteme für Schiffslaterueu, Scheinwerfer und Feld-
stecher. Fast in allen größeren optischen Fabriken werden
auch Lupen, Fernrohre, Mikroskope, Stereoskope usw. äuge-
fertigt. Außerdem gewähren die zahlreichen Ziegeleien, Kalk-
öfen, Holzschneidereien, Schisfbanereien, Möbel- und Ofen-
fabriken, Eisengießereien usw. lohnende Beschäftigung.
Brandenburg (51 T.), das unserer Mark den Namen gab,
ist die älteste Stadt der Mark. Im Winter 928 eroberte
Kaiser Heinrich I. den Ort und besetzte ihn mit deutschen
Kolonisten. Otto I. ersah Brandenburg zum Stützpunkt der
deutschen Kolonisation und Mission und errichtete auf der
Burginsel ein Bistum. Im Wendenanfftande 983 wurde die
Stadt den Deutschen wieder entrissen und ist in der Folge
abwechselnd in deutschem und wendischem Besitze gewesen, bis