1908 -
Berlin
: Voss
- Autor: Lignitz, Viktor von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ihn die überhängenden Zweige-des Unterholzes ins Gesicht und überschütten
ihn mit Ameisen- In der Nähe der Bäche sind die Wege meist so weit unter'
Wasser, daß man bis über die Knie darin waten muß.
Die Bäume des Urwaldes haben meist einen hohen und schlanken Stamm,
doch erreichen sie im Alter bisweilen auch einen bedeutenden Umfang. —
Die meisten Bäume sind immer grün. — Oft erfüllt ein moderiger .Keller-
gernch die Luft; selten sieht man ein blühendes Gewächs, auch hört man nur
selten die Stimme eines Vogels oder die eines anderen Tieres; erst bei
Sonnenuntergang macht sich eine Art Grillen durch lautes Zirpen bemerkbar.
Die einzige Annehmlichkeit, die der Urwald bietet, ist die Kühle, die dort
herrscht, man kann anch znr Mittagszeit in demselben marschieren, ohne
dnrch große Hitze belästigt zu werdeu.
Anlage 6.
Ethnographie der £ingeborenen»Sfänune-
(Nach Prof. E. Häckel.)
1. Die Hottentotten.
Sie bilden eine eigentümliche Rasse, welche einen stark büscheligen
Haarwuchs hat, ähnlich einer Bürste. Der Mund ist sehr breit, mit großen
Lippen und schmalem, spitzem Kinn in einem breiten, sehr platten Gesicht,
Stirn und Nase klein, aber große Nasenlöcher. Die Hautfarbe der Hotten-
totten ist gelblich braun und anch graugelb. Die Sprache ist durch viele ganz
eigentümliche Schnalzlaute ausgezeichnet.
Die Buschmänner sind ein Zweig der Hottentotten.
2. Die K a s f e r n
sind die nächsten Nachbarn der Hottentotten. Diese kraushaarige Rasse unter-
scheidet sich jedoch von jenen dadurch, daß das wollige Haar nicht büschelweise
verteilt ist, sondern als dichtes Vließ den Kopf bedeckt. Die Farbe der Haut
durchläuft alle Abstufungen von dem gelblichen Braun der Hottentotten bis zu
denr Braunschwarz oder reinem Schwarz des echten Negers. Während man
früher der Kafferurasse einen sehr engen Berbreitungskreis anwies und sie
meist nur als eine Varietät des echten Negers betrachtete, zählt man dagegen
jetzt zu dieser Spezies fast die gesamte Bevölkerung des äquatorialen Afrika
von ',20 igrad südlicher bis 4 Grad nördlicher Breite, mithin alle Süd-
afrikaner mit Ausschluß der Hottentotten. Insbesondere gehören dahin an der
Ostküste die Zulu-, Sambesi- und Mozambique-Völker, im Innern die große
Völkerfamilie der Betschuanen oder Setschuaueu, und an der Westküste die
Herero und Kongostämme. Auch sie sind, wie die Hottentotten, von Nord-
osten her eingewandert. Von den Sudannegern, mit denen man die Kaffern
gewöhnlich vereinigte, unterscheiden sie sich sehr wesentlich durch die Schädel-
bildnng und die Sprache. Das Gesicht ist lang und schmal, die Stirn hoch
und gewölbt, die Nase vorspringend, oft gebogen, die Lippen nicht so hoch
aufgeworfen und das Kinn spitz. —- Die mannigfaltigen Sprachen der ver-
schiedenen Kaffernstämme lassen sich alle von einer ausgestorbenen Ursprache,
der Bantusprache, ableiten.