1908 -
Berlin
: Voss
- Autor: Lignitz, Viktor von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
und Ussukuma ein, ihre Kleidung besteht ineist nur aus Felleu. Auf ihren
Jagdzügen legen sie die Kleidung völlig ab und überziehen den Körper mit
einer Kruste von Lehm, in den sie Linien-Ornamente einkratzen, was den
Eindruck von Tätowierungen macht. Sie haben große Vorliebe für Schmuck,
deu sie aus Perlen, Eisenkettchen, Eisen- und Kupferdraht mit ausgesprochenem
Geschmack herstellen; auch Streifen und Haare von Wildhäuten, Löwen-Krallen
und ähnliche Jagdtrophäen werden als Schmuck getragen. Gauz eigenartig
ist der Schmuck der Frauen, die Eisen- und Kupferdraht spiralförmig ge-
wunden iu großen Mengen an Armen, Beinen, dein Hals und in den Ohren
tragen. Die Wanderobbo sind schlanke, mittelgroße Menschen mit scharf ge-
schnitteneu Gesichtszügen, die etwas an den Typus der mongolischen Rasse
erinnern; ihr Benehmen ist frei und würdevoll und sticht vorteilhaft von dem
der meisten Negerstämme ab. Sitten, Gebräuche und religiöse Anschauungen
sind die gleichen wie bei den Massai. — Das von mir durchzogene Jagdgebiet
der Wanderobbo ist eine weite offene Steppe, im Westen begrenzt durch einen
wasserarmen Gebirgszug und selbst wasserarm. Die Flußläufe, welche die
Steppe durchziehen, führen salz- und salpeterhaltiges Wasser, das nur zum
Kochen benutzt 'werden kann; Süßwasserquellen finden sich nur wenige iu
großen Abständen. Da schon etwas Regen gefallen war, konnten wir wenigstens
von Zeit zu Zeit Trinkwasser erhalten, das sich in den Höhlungen der über
die Steppe verstreuten, gewaltigen Felsblöcke angesammelt hatte. Wild gab
es in großen Mengen; es war aber, da schon zu häufig besagt, sehr scheu, so
daß ich zu sehr weiten Schüssen gezwungen war. Nur selten war es mir
möglich, näher als auf 200 m heranzukommen. Ich sah auch 3 Löwen, leider
aber iu so großer Entfernung, daß an ein Schließen nicht zu denken wah;.
Auf dem Weitermarsch glückte es mir, ein Nashorn zu strecken, das ich morgens
im Lager überraschte. In der Wembäre-Steppe wurde ich dann unvermutet
von einem starken Nashorn angenommen, das von mir Wind bekommen hatte;
ich .befand mich nur mit 2 Eingeborenen-Führern meiner Karawane weit
voraus. Die beiden Lente, von denen einer mein Gewehr trug, verloren ganz
den Kopf; statt mir mein Gewehr zu geben, drückten sie sich hinter den nächsten
Busch, und erst iin letzten Moment bekam ich mein Gewehr. Zum Entfliehen
war es aber zu spät; ich 'hatte nur noch Zeit, zur Seite zu springen, während
das Nashorn ca. 4 Schritt von mir vorbjeidürmte. Es war dies der kri-
tischste Moment, deu ich draußen erlebte, und ich verdanke mein Entrinnen nnr
dem 'Umstand, daß das Nashorn iu voller Fahrt nicht kurz wenden kann. Das
bedauerlichste war, daß ich nicht mehr einen Schuß anbringen konnte; denn
nur Kopf- und Halsschuß sind absolut tätlich, so daß es keinen Zweck hatte,
von hinten zu schießen.
Anlage 8.
Reifjagd bei Ilamutoni cm der Etuia=Pfanne,
in Südweifafrika.
(nach einem Briefe des Bezirksamtmanns von Eschstruth).
„Als wir an dem Pfaunenwald entlangreitend eine dünenartige Er-
Hebung passiert hatten, bot sich uns ein ganz eigenartiger Anblick, etwa wie
v. Lignitz, Kolonien. 10
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