1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Wir sollten uns nun den Grenzgebirgen und offenen Grenzen zu-
wenden. Es erscheint aber zweckmäßig, die Betrachtung dieser Grenzgebiete mit
dem folgenden Abschnitt zu verknüpfen.
5. Deutschlands Lage zu den Nachbarstaaten.
Deutschland nimmt in Europa eine centrale Stellung ein. Berlin
ist vom mittleren Skandinavien soweit entfernt wie vom \mittleren Italien
(.1200 km), von der Strasse von Gibraltar soweit wie von der asiatischen
Grenze (am Uralßuss; 2400 km). Kein anderer Staat hat so viele Nachbar-
länder als unser Vaterland. Im Westen grenzen H., B. u. Fr., im Süden
Sch. u. 0. - U., im Osten R. und im Norden D. hinan. Italien ist nur
durch die Alpenländer von Deutschland getrennt und konnte Jahrhunderte
lang mit ihm unter einem Scepter stehen, und Skandinavien wird nur durch
einen verhältnismässig schmalen Meeresarm davon geschieden. Eine zahl-
reiche Nachbarschaft bedeutet zunächst eine Gefaltr (Wiederholung nach
S. 5), zumal wenn das Land offene Grenzen hat, und solche finden sich
leider zahlreich in Deutschland.
Die Grenze gegen Frankreich (Atlas, *S. b) beginnt im Süden
gleich mit einer breiten Einsenkung zwischen dem Schweizer Jura und
dem Wasgenwald, der Burgundischen Pforte, nach der hier belegenen
französischen Festung — es ist die Stadt von 20 000 Einw. - Beifort,
auch wohl das Bei forter Thor genannt. Durch dasselbe sollte 1871 be-
kanntlich Bonrbaki in Deutschland einbrechen, doch wurde dieser verhängnisvolle
Plan durch den heldenmütigen Widerstand der Werderschen Truppen, die 43 000
Mann stark, vier Tage lang (Schlacht an der Lisaine, 14.—17. Januar) den
Anprall der 150 000 Franzosen aushielten, glücklich vereitelt. Wie einst Leonidas
tapfere Scharen die Thermopylen, so deckten Werders Truppen mit gleicher
Todesverachtung als eine lebendige Mauer das Thor bei Belfort. —. Nach dem
Kriege ist dasselbe namentlich sranzösischerseits sehr stark befestigt worden. —
An die Burgundische Pforte schliesst sich als wertvoller Schutzwall der
Wasgenwald, aber gleich darauf wendet sich die Grenze in einem Bogen
durch das offene lothringische Grenzgebiet, das wieder beiderseits durch
Festungen geschützt wird. Deutschland hat hier die neuerworbene, starke
Festung Metz, Frankreich u. a. das südlicher gelegene Nancy. — Zum
Schutz der deutschen Westgrenze dienen auch die starken Rheinfestungen
Strassburg, Mainz, Koblenz (□ an der Moselmündung), Köln und Wesel
(G o.n der Lippemündung). (Andere kleinere Festungen müssen hier unbe-
rücksichtigt bleiben, verschwiegen werden dars aber nicht, daß die Anzahl der
deutschen hinter derjenigen der französischen zurückbleibt.^)
Bedenklicher noch erscheint die Grenze gegen Russland, die ohne
Ausnahme eine offene ist. Einen Schutz bieten hier erst die weiter west-
wärts gelegenen Festungen Posen a. d. Warthe), Thorn (A a- d.
Weichsel), Graudenz (O d. Weichsel), Königsberg und Danzig.
(Seit dem siebenjährigen Kriege, also durch reichlich ein Jahrhundert, war
Rußland der Freund seines preußischen Nachbarn. Nachdem aber an Stelle
Preußens ein achtunggebietendes Deutschland getreten ist, fühlt der Riese
*) Richter, Deutschland in der Kulturwelt. S. 12 u. 13.