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1. Vaterländische Erdkunde - S. 29

1897 - Braunschweig : Wollermann
29 — sich immer mehr, wenn verhältnismäßig auch nur um ein Winziges, verringerte. Die Erdrinde, alsv das Urgebirge mit den darauf lagernden Formationen, mußte sich dem verkleinerten Erdkern anpassen. Dabei zerriß und zerbarst sie vielfach, ihre Schichten richteten sich auf, falteten sich oder schoben sich wohl gar übereinander. So kam alles in die größte Unordnung, und die Geologen, die Erforscher der Erdrinde, haben unsägliche Mühe, um sich und uns Klarheit über die erdgeschichtlichen Vorgänge zu verschaffen. Diesen Vorgängen des Abrutfcheus und Faltens verdanken die heutigen Gebirge ihre Entstehung. Doch die Veränderungen aus unserem Hofplatz sind noch nicht abgeschlossen. Nun der Platz durch die Senkungen uneben geworden ist, beginnen die Regenschauer ans demselben eine nivellierende Thätigkeit. Um diese ungestört vor sich gehen zu lassen, bauen wir, — d. h. hübsch in der Phantasie, der wir ja überhaupt Hosplatz wie Acker verdanken, — einen Damm zwischen Acker und Hofplatz, so daß neue Aufschwemmungen nicht mehr stattfinden können. Wir sehen nun, wie das Wasser die Schichten, die es früher aufbaute, wieder zerstört. Von den Hügelchen wird das lose Erdreich wieder abgewaschen und nach den niedrigeren Stellen getragen. Hier entstehen also über den bisherigen Schichten neue, allerjüngste Ablagerungen, während dort durch Abtragung der jüngeren, der „Haferschicht" :c., ältere Schichten bloßgelegt werden. Während also an der einen Stelle die jüngste, die „Haserschicht von 94" in der Tiefe begraben wird, finden wir an einer anderen vielleicht die älteste, die lehmige von 1891 zu Tage liegend. — (So grenzen z. B. die im Rheinischen Schiesergebirge bloß liegenden Formationen der Vor-Kohlenzeit hart an das Schwemm- land der Kölner Bncht.) — Stellenweise werden sogar alle Schichten wieder abgetragen, das Steinpflaster — das Urgebirge — tritt zu Tage. (Schwarzwald, Brocken ic.) Auch kleine und große Rinnen wäscht das Wasser aus, die es sich immer mehr vertieft. Ver- laufen mehrere solcher Rinnsale neben- und durcheinander, so bilden die dazwischen stehen- bleibenden Partien gleichsam kleine Berge. So hat das Wasser auch im großen auf der Erde Tafelländer zu «Gebirgslandschaften ausgewaschen. (Siehe Sächsische Schweiz.) Wir haben folgendes gefunden: 1a) Die Unebenheit der Erdoberfläche ist in der Hauptsache begründet in der fortschreitenden Abkühlung, oder anders, in der Zusammeuschrumpfuug der Erde. 1b) Die Gebirgsbildung beruht überwiegend auf Abrutschungen, Faltungen und Auswaschungen der Erdoberfläche. 2. Bei der Bildung der Erdoberfläche haben die Zer- mürbungskräfte (Luft, Niederschläge, Frost und Hitze) und das Wasser eine große Rolle gespielt, indem durch ihre Thätigkeit die Höhen abgetragen, und die Ebenen und Senkungen des Urgebirges mit mächtigen Erdschichten bedeckt wurden. 3. Durch entstehende Spalten drang häufig die glutflüssige Masse des Innern und überdeckte stellenweise die Erdschichten (Eruptiv- oder vulkanische Gesteine). Alle Kräfte, die unserer Erde ihr heutiges Gepräge gegeben haben, sind anch heute noch an der Arbeit, sie immer aufs neue umzugestalten. Auch heute noch wird von allen Höhen das Erdreich heruntergeschwemmt in die Niederungen und schließlich in die Lceane: Alles Festland ist auf der Wanderschaft begriffen hinab auf den Meeres- grund. Dort unten werden die Festländer der Zukunft aufgebaut, einer Zukunft freilich, die sein wird, wenn Millionen Menschengeschlechter dahingegangen sein werden und die Himmelskörper viel tausendmal ihre Kreise vollendeten. — Auch die Mächte des Erdinnern sind noch heute in Thätigkeit. Auch jetzt noch brechen die feurigen Massen, wenn auch wohl seltener, aus der Erde hervor („feuerspeiende" Berge), und auch heute noch werden vielleicht ganze Länder allmählich gehoben, während andere sich ebenso allmählich senken. (Das nördliche Skandinavien hebt sich, während das südliche Schweden sich senkt.) Alles auf Erdeu ist dem Wechsel unterworfen, selbst der Boden unter unseren Füßen, selbst das mächtigste Gebirge. Der Allbezwingerin, der Zeit, der Ewigkeit, muß sich alles fügen. Wie die Erde von Jahreszeit zu Jahreszeit ihr Kleid wechselt, so er- neuert sie von Jahrtausend zu Jahrtausend, oder sagen wir von Jahrmillion zu Jahr- milliou durch Ab- und Umlagernng sich selber, ihr Fleisch und Blut.
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