1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Die Temperatur ist eine recht hohe (Jahresmittel 16", Julimittel 26", Deutschland 8—9,
bezw. 17), — der Winter Siziliens z.b. gleicht dem deutschen Frühling. Schnee
fällt in den Ebenen der eigentlichen Halbinsel Italien nur selten. Diese milde Tem-
peratur ist nicht bloß eine Folge der südlichen Lage, sondern auch der verhältnismäßig
hohen Temperatur des Mittelmeerwassers. Ju das Mittelmeer kann nämlich das
viel kältere Tiefenwasser des Oceans nicht eindringen, da bei Gibraltar ein hoher unter-
seeischer Rücken diesem den Zutritt verwehrt. Infolgedessen hat das Mittelmeer in seinen
oberen Schichten eine Wärme von 20—28". — Das unterscheidende Merkmal des
Mittelmeerklimas ist jedoch die Regenlosigkeit des Sommers. Der heitere Himmel
Griechenlands und des südlichen Italien ist sprichwörtlich geworden. „Wolkenlos und
wunderbar klar wölbt sich zu dieser Jahreszeit der Himmel andauernd über den Land-
schuften, und die langwierige Regenlosigkeit wird den Menschen noch lästiger als die Höhe
der Temperatur" (Richter, „Deutschland in der Kulturwelt", S. 53).
Blicken wir jetzt auf das Klima Deutschlands zurück, so können wir
folgendes sagen: Deutschland hat in jeder Beziehung ein Mittelklima.
An die westöstliche Richtung gedacht, nimmt es eine Mittelstellung
ein zwischen dem oeeanischeu und dem kontinentalen Klima, nud zu-
gleich hält es die Mitte zwischen dem allzukalten, abstumpfenden
Klima des Nordens und dem oft schon erschlaffend wirkenden Mittel-
meerklima. Wir können also mit unserem Klima sehr zufrieden
sein, weun wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit
günstigerem Klima giebt (z. B. Frankreich).
Ii.
Deutschlands Pflanzen- und Tierwelt.
Nach dem Pflanzenkleid und der Tierwelt unterscheidet mau in Europa
vier Zonen, die polare Zone, zwei Mittelgürtel und den Südens) — 1. Die
polare (arktische) Zone ist das Gebiet des äußersten Nordens. Der Boden
bleibt 7—8 Monate hartgefroren. Nur Moose und Flechten decken ihn. Renn-
tier und Hund sind die einzigen Haustiere. Die Küsten beherrscht der Eis-
bär, das gewaltige Raubtier des Nordens. — 2. Der nördliche Mittel-
gürtel reicht südlich bis zum Skager Rak und Rigaischen Meerbusen. Er ist
charakterisiert durch ungeheure Nadelwälder und durch geringe Ausdehnung
des Ackerbaues. — 3. Die südliche Mittelzone, der die mitteleuropäischen
Länder angehören, ist das Gebiet der sommergrünen, und 4. der Süden, die
drei südlichen Halbinseln, dasjenige der immergrünen Laubbäume.
Deutschland gehört mit den anderen mitteleuropäischen Ländern der
südlichen Mittdzone, also dem Gebiet der sommergrünen Laubbäume
an. Diese ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzucht-Gebiet
Europas. Roggen, Gerste, Haser, Weizen werden in Fülle gebaut, der Roggen
besonders im Osten, in Rußland und Deutschlaud, der Weizen überwiegend in
Frankreich. Auch nach dem Waldcharakter besteht ein Unterschied zwischen
dem Westen und Osten. Im Westen überwiegt bei weitem die Buche. Sie
ist an das oceanische Klima gebunden und reicht ostwärts kaum über die Grenze
Deutschlands und Österreichs hinaus. Auch nord- und südwärts ist ihre Aus-
J) Nach älterer, für die Schule am geeignetsten Einteilung.