1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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die Goldene Bulle wurde die Stadt zum Wahlort der deutschen Kaiser
bestimmt, nachdem auch früher schon hier manche Kaiserwahl, z. B. diejenige
Barbarossas, vollzogen war. Die Wahlen sanden in einem bis auf den heutigen
Tag erhaltenen großen, dreigiebeligen Gebäude, dem „Römer" statt. In einem
Saal im ersten Stockwerk wurde nach der Krönung im Dom das Krönungsmahl
abgehalten. In diesem „Kaisersaal" sind jetzt lebensgroße Bilder aller Kaiser
aufgestellt, weshalb er häufig von Fremden aufgesucht wird. — Zur Zeit des
deutschen Bundes 1815—1866 hatte hier der Bundestag seinen Sitz, so daß
Frankfurt abermals der politische Mittelpunkt Deutschlands war. 1866 wurde
die Stadt von Vogel von Falckenstein für Preußen in Besitz genommen. —
Am 10. Mai 1871 fand in Frankfurt die Unterzeichnung des Friedens zwischen
Deutschland und Frankreich statt.
Zu deu Sehenswürdigkeiten Frankfurts gehört u. a. der Palmengarten,
einer der schönsten Deutschlands. —
Frankfurt ist der Geburtsort Goethes.
Von den Erdbeben.
(Siehe Oberrheinische Tiefebene S. 67.)
Gliederung: a) Ursachen, b) Erdbeben in Küstengebieten, c) Erdbeben in Hochgebirgen,
d) senkrechte und wagrechte Beben, e) Zahl und Umfang, f) besondere Erscheinungen.
a) Am verbreitetsten ist wohl die Vorstellung, daß bei Erdbeben die Erde
durch das unterirdische Feuer bewegt werde. Nach dem jetzigen Standpunkte
der Wissenschaft gilt das jedoch nur für eine geringe Anzahl von Erdbeben
(vulkanische Erdbeben). Eine andere kleine Zahl sind sogenannte Einsturz-
beben. Im Erdinnern haben sich durch die auslaugende Kraft des Wassers
Höhlen gebildet, welche schließlich unter Erderschütterung einstürzen. Unter der-
artigen Erdbeben hat zur Zeit die Stadt Eisleben schwer zu leiden (s. dort). -—
Die meisten Erdbeben sind jedoch in der fortschreitenden Gebirgsbildung, also in
der zunehmenden Abkühlung und Zusammenziehung der Erde begründet (tekto-
nische Erdbeben). Das Falten, Bersten und Abrutschen, dem, wie wir früher
fahen, die Erde ihre unregelmäßige Oberfläche verdankt, ist auch heute noch nicht
abgeschlossen; eine Erdfeste giebt es auch heute noch nicht. — b) Am häufigsten
treten die Erdbeben an den Rändern der Oceane auf. Hier sind meist bedent-
same Bruchlinien der Erde, indem sich hier einst die gewaltigen Landflächen,
die jetzt den Meeresboden bilden, herabsenkten, während die Festlandmassen die
frühere Höhenlage beibehielten; hier macht sich deshalb eine lebhafte Erdbewegung
auch heute noch von Zeit zu Zeit mit ihren schrecklichen Folgen bemerkbar. In
Europa sind es die drei südlichen Halbinseln, die häufig von Erdbeben heim-
gesucht werden. Noch im Jahre 1895 wieder haben Griechenland - Türkei
und Süditalien schwer leiden müssen. Von älteren Erdbeben Südeuropas ist
am bekanntesten dasjenige, das am 1. November 1755 Lissabon größtenteils zer-
störte und zwar in der Hauptsache durch einen einzigen Stoß. Ebenso schrecklich
war das Erdbeben, das am 5. Februar 1783 die Halbinsel Calabrien (die
„Zehe" Italiens) verwüstete und mehr als 20000 Menschen unter den Trümmern
ihrer Wohnungen begrub. Auch hier war in zwei Minuten das furchtbare Un-
glück geschehen, wenn abgeschwächte Stöße sich auch noch oft wiederholten. (Auch