1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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nur zwei (ohne Aschaffenburg), nämlich Würzburg und die Stadt an der
Mündung der Rednitz, Bamberg Q Damit stimmt überein, was die Karte
zur Bevölkerungsdichtigkeit (Atlas, An/ig. S. 2) lehrt-. Das Maingebiet
ist zwar gut, aber bei weitem nicht so dicht bevölkert als das
Schwäbische Stufenland, g) Da dieser Unterschied nicht in Fruchtbarkeit
und Klima begründet ist, so dürfen wir schließen, daß im Maingebiet der Er-
werbszweig ganz oder fast ganz fehlt, der insonderheit eine zahlreiche städtische
Bevölkerung bedingt, die Industrie. (Karte zur Industrie:) Das Main-
decken, — vom Rednitz-Gebiet abgesehen, — ist kein Jndnstriebezirk.*) In-
dustriell ist nur die Rednitzmulde, speziell das Nürnberg-Fürther Becken
(f. unten).
(2♦ Einteilung.) Wenn wir uns nun einer genaueren Betrachtung des
Fränkischen Stufenlandes zuwenden, so thuu wir gut, uns das Gebiet in zwei
Teile zu zerlegen, in das Rednitz-Gebiet und das (Mittel-) Main-Gebiet.
Beide treten in der Karte deutlich als getreuute Gebiete hervor und sind auch
in ihrem ganzen Charakter recht verschieden.^)
2. Das Rednitz-Becken
(Mittel- und Ober-Franken) bildet ein langgestrecktes Oval (s. Skizze), in
dessen vertiefter Mittellinie die Reclnitz fliefst.8) Ks gehört mit zu den
ungünstigsten Gebieten und erinnert mit seinen weiten Sand- und Heide-
flächen und mit seinen Kiefernwaldungen an die Mark Brandenburg. Wie
diese ist auch wohl das Rednitz-Gebiet, besonders die Nürnberger Gegend,
in der förmliche Sanddünen sich finden, des Reiches Streusandbüchse ge-
nannt ivorden. Unterbrochen werden die Sanclebenen von vielen steilen
Sandsteinfelsen. Gerade ihre Verwitterungssande sind es, die den ebenen
Boden decken.
a) Nürnberg.
Mitten in dieser „Streusandbüchse" erstand Nürnberg, „des Reiches
Schmuckkästlein", der Ruhm des Mittelalters, die Stadt, von der Luther schreibt:
„Sie leuchtet in ganz Deutschland wie eine Sonne unter Mond und Sternen."
1) Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß jegliche Industrie fehle. Schwein-
furt z. B- (O da wo das große Main-Dreieck beginnt) ist ein Hauptplatz Europas für
Farben-Jndustrie.
2) Von der Frankenhöhe aus schiebt sich östlich vom großen Dreieck ein niedriger
Höhenzug, der Steigerwald, au den Main hinan. Ihm gegenüber liegen die Haß-
berge, eine Vorlandschaft des Thüringer Waldes. Steigerwald und Haßberge nun
gliedern unsere Landschaft in die beiden genannten Teile. Östlich ist es das Gebiet der
Rednitz und des oberen Mains, westlich dasjenige des mittleren Mains. Es deckt
sich damit die Verwaltungs-Einteilung. Die erstgenannte Landschaft bildet Mittel- und
Ober-Franken, die letztere Ünter-Franken. Beiläufig möge bemerkt werden, daß es Ludwig l.
war, der den alten Landschaftsnamen Franken wieder zur Geltung brachte, indem er ihn
auf die Verwaltungs-Einteilung anwandte. Wir werden der Kürze halber die östliche
Mulde nach ihrem größeren Teil als Rednitz-Becken, die westliche, also das Gebiet des
mittleren Mains als Maingau bezeichnen.
3) Der Name Negnitz ist seit Ende des vorigen Jahrhunderts in den Geographie-
büchern ganz unberechtigterweise als Sondername für die Strecke von Fürth an auf-
gekommen. Das Volk nennt auch heute den ganzen Fluß Reduitz, so daß es sich
empfehlen dürfte, auch in den Geographiebüchern dabei zu bleiben.