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1. Vaterländische Erdkunde - S. 113

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 113 — Die Entstehung der Steinkohlenlager. Die sogenannten Steinkohlengebirge oder Steinkohlenformationen bestehen nie ans lauter Kohle. Immer nur finden sich dünne Kohlenschichten (x/4— 15 m stark), — Flötze genannt, — eingebettet zwischen viel mächtigeren Gesteinsablagerungen. Zuunterst liegen gewöhnlich Schieserthone oder Sandsteine und darauf ein Kohlenstoß. Dann folgen wieder Schiefer- und Sandsteine, darauf wieder ein Kohlenflötz n. s. f. Im Saarbrückener Kohlen- gebirge finden sich (s. oben) 200 Flötze, von den freilich nur 88 abbauwürdig sind mit zusammen 82 m Kohlen. Das Ruhrkohlengebirge hat 90 abbauwürdige Flötze mit 96 in Kohlen. Bei beiden beträgt also die durchschnittliche Stärke eines Flötzes 1 m. Wie mögen nun diese brennenden „Steine" entstanden sein? Wir erinnern uns zunächst der brennbaren Erde, des Torfes. Wie dieser entsteht und »voraus er besteht, wissen wir aus Erfahrung (s. auch Abschnitt „Entstehung der Torfmoore"). Die schwarze Torferde ist nicht eigentlich Erde, fon- dern abgestorbene, faserige oder zu Pulver zerfallene Pflanzenmasse. Sie entsteht aus den absterbenden und langsam verkohlenden Torfpflanzen, wie sie in grünem Zustand die Decke des Torfmoores bilden. Je tiefer wir iu ein Torfmoor eindringen, desto massiger, schwerer und schwärzer ist die Torferde, ja die untersten Schichten erinnern geradezu an Braunkohlen.x) Das legt uns den Gedanken nahe, auch die Steinkohlen- (und Brannkohlen-)lager könnten eine Art Torfmoor, unter- irdische Torfmoore, sein. Die Frage, wie sie so tief unter die Erde geraten sein könnten, ist nicht schwer zu beantworten, da wir mit der Schichtenbildung der Erdrinde vertraut geworden sind. Denken wir uus einmal, eins der heutigen Moore senkte sich und der Ocean träte hinüber, dann würde sich im Laufe der Jahrtausende eine neue Erd- schicht darüber lagern, die seiner Zeit einmal wieder Festland würde. Sie würde auf das Moor einen starken Druck ausüben. Infolgedessen würden die obersten Torfschichten et>va den Charakter annehmen, den wir vorhin bei den unteren fanden, während die unteren noch dichter und härter werden müßten. Denken wir uns die überlagernde Erdschicht hin- reichend mächtig, so müßte mit der Zeit das ganze Moor durch den Druck in ein Braun- kohlen- oder Steinkohlenlager verwandelt werden. Diese unsere Mutmaßung wird uns durch die Wissenschaft bestätigt. Wir treffen ziemlich die Wahrheit, wenn wir sagen: die Steinkohlenflötze sind die Moore vergangener Jahrtausende oder Jahr- Millionen, und umgekehrt: die Torfmoore sind die Steinkohlenlager der Jetztzeit. Angenommen, eines unserer Moore ginge auf die gekennzeichnete Weise zu Grunde und verwandelte sich in ein Steinkohlenlager, das nach vielen Jahrtausenden von den der- maligen Erdbewohnern „entdeckt" würde. Wenn dann die Menschen die den Kohlen zu- nächst auflagernde Steinschicht, — denn die Erde wird zu Stein verkittet und erhärtet sein, — abheben würden, so würden sie auf dieser die Abdrücke der Moorpflanzen finden. Denn als die ersten Sandmasfen anf die Moore niedergingen, füllten sie auch die Zwischenräume zwischen den Moos- u. a. Pflänzchen aus, so daß diese, wenn auch ver- bogen und geknickt, in die Erdmassen eingebettet wurden. Aus den Abdrücken des „Hangenden", — so nennt der Bergmann die überlagernden Schichten, — würden also die Nachkommen feststellen können, aus welchen Pflanzen das Steinkohlenlager, bezw. das Moor, gebildet wurde. — Auf diese Weise erfahren anch wir heutigen Menschen, aus *) Sehr gut konnte man das beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals, der mehrere Torf- lager durchschneidet, beobachten. Harms, Vaterländische Erdkunde. 8 Fig. 28. Kohlenflötze. (f Flöye, v Verwerfungslinien, s Schacht.)
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