Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländische Erdkunde - S. 114

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 114 — welchen Pflanzen die jetzigen Steinkohlenlager entstanden sind. Das Hangende derselben ist meist ein schwarzer Schiefer, und auf ihm finden sich zahllose Abdrücke. Sie rühren aber nicht von kleinen Moospflänzchen her, sondern von großen kraut-, st rauch- und baumartigen Gewächsen. Besonders häusig findet man Abdrücke von Farnkräutern und -bäumen. Andere Abdrücke weisen auf sogenannte Schuppen- bäume hin (nach ihrer schuppigen Rinde so benannt), die 15—20 m hoch waren. „Es sind die kräftigen Ahnen eines jetzt verkommenen Geschlechtes, der Bärlappgewächse, die sich höchstens 1/4—3/4 m erheben." (Roßmäßler.) Außerdem wuchsen in den „Steinkohlen- Wäldern" 5—6 m hohe Schachtelhalme, — die jetzigen Schachtelhalme werden nur bis zu x/2 m hoch, — und andere Gewächse mehr. Bon den Bäumen findet man mitunter im Hangenden noch die aufrechtstehenden versteinerten Stämme (f. Bild), während das „Liegende" — die unter den Steinkohlen liegende Schicht, die meist aus Schieferthonen n. f. f. besteht, — noch oft die Spuren von Wurzeln erkennen läßt. Es steht deshalb fest: wo jetzt Steinkohlenlager sich befinden, grünte einst eine waldähnliche Vegetation. Doch dürfen wir dabei nicht an unsere Wälder denken. Waldbäume iu unserem Sinne (wie Buchen, Eichen, Tannen ?e.) gab es überhaupt uoch nicht, das Ganze läßt sich viel eher mit den Dschungeln, jenen Rohr- und Gesträuchdickichten des sumpfigen Ganges-Delta, vergleichen. Unter ganz ähnlichen Bedingungen wie diese, — Sumpfboden und heißes Klima, — müssen auch die Steinkohlen„wälder" emporgewuchert fein.^) Es herrschte damals ein tropisches Klima in Deutschland, und der feuchte Boden war in der Hervorbringung kolossaler Pflanzenmengen, die wahrscheinlich dicht wie ein Torfmoospolster standen, geradezu unerschöpflich. Ein einzelner Wald aber, und sei er noch so üppig, kann kein ganzes Flötz Steinkohlen bilden; zusammengepreßt und verkohlt würde er vielleicht nur die Dicke eines Brettes haben. Und doch giebt es Flötze von 15, 16 und 17 m Stärke. Sie konnten nur durch eiue Art Moorbildung entstehen. Bei Zunahme der Feuch- tigkeit, etwa durch Überflutung der Niederung, versumpfte der Wald und starb ab, aber auf seinem torfigen Moder wucherte schnell eine neue, ebenso üppige Pflanzenwelt empor. Nach kürzerer oder längerer Frist teilte sie das gleiche Schicksal. So ging es durch Jahrtausende, bis aus irgend welchen Ursachen, durch Senkung oder durch Einbruch des Oceans, die Überlagerung neuer Erdschichten begann. Wir sehen, daß das Kohlen- lager weniger aus dem zur Zeit der Erdbedeckung grünenden Wald, als vielmehr aus dem aufgehöhten Modergruud entstanden ist. Unser Satz, daß die Kohlenlager Vorzeit- liche Moore seien, ist also zutreffend, nur habeu wir es mit einer Moorbildung „im großen Stil" zu thuu, bei der die Stelle der kleinen Torfpflänzchen durch mächtige Ge- wachse bis zu Baumhöhe vertreten wurden. •— Aus irgend welchen Gründen nahm nieist die Erdaufschwemmung ein Ende, ehe noch die Senkung (Depression) ausgefüllt war, und sogleich entstand ein neues Sumpfdickicht gleich dem ersten. So wurde das Material für ein zweites Flötz gebildet u. s, f. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung das Stein- kohlenlager der Kap Breton-Insel (Neuschottland), welches deutlich sieben alte Erd- oberslächen mit ebenso vielen Wäldern erkennen läßt. Zahlreiche Stümpfe der- selben finden sich eingebettet in den über den Flötzen lagernden Sandsteinschichten. So- viele Flötze wir in einem Steinkohlenlager antreffen, so oft war letzteres eine lustig grünende Erdoberfläche. Je nachdem längere oder kürzere Zeit bis zur neuen Sand- und Schlammbedeckung verfloß, wurde das Flötz mehr oder weniger mächtig. Die Sumpf- gebiete müssen oft einen sehr großen Umfang gehabt haben; so beträgt z. B. das Areal des Saarbrückener Kohlenlagers 200, des Ruhrkohlengebietes 2000, das des Pittsburger Reviers in Nordamerika gar an 100 000 qkm. (Vergleich! — Parallele; die großen i) Auch die Frage, worin eine so umfangreiche Sumpfbildung zur Steiukohlenzeit begründet gewesen sein sollte, hat eine Beantwortung gefunden. Verschiedene Umstände weisen darauf, daß zur Karbonzeit besonders viel Festland entstand. Auf einem neuen Boden ist aber der Wasserabfluß noch nicht geregelt, da die Wasser sich erst selber die Ab- flußrinnen nagen müssen. So bildeten sich denn auf deu karbonischen Festländern überall neben eigentlichen Seen auch viele ausgedehnte, flachfchüsselige, schnell versumpfende Wasser- ansammlungen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer