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1. Vaterländische Erdkunde - S. 126

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 126 — strahlen müssen gleichfalls zur Erwärmung der Trauben mitwirken, so daß diese „dreifach angeglüht" zur Reife gelangen. „Nur zweimal noch finden wir in Europa gleich günstige Bedingungen für den Weinbau wieder, an der Gironde und im Hegyallyagebirge (bei Tokay)." (3» Die Schönheit des Aheingaues.) Aber nicht bloß ein fruchtbares Reben-, Korn- und Obstgebiet ist diese „Perle deutscher Lande", sondern zu- gleich ein Land voll bezaubernder Schönheit. Dich grüß' ich, du breiter, grüngoldiger Strom, Euch Schlösser und Dörfer und Städte und Dom, Ihr goldenen Saaten im schwellenden Thal, Dich Rebengebirge im sonnigen Strahl, Euch Wälder und Schluchten, dich Felsengestein; Wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist immer am Rhein! Wir können dem Sänger (Müller von Königswinter) diese warmen Worte, die er seiner Heimat widmet, nachfühlen. Der leuchtende Rheinspiegel^ belebt mit Fahrzeugen aller Art, dehnt sich hier breit wie ein See.*) Liebliche grüne Eilande, Auen genannt, scheinen in seiner Flut zu schimmen. Im Hinter- gruud hebt sich die stattliche Wand des Taunus heraus. Zwischen Strom und Gebirge aber wetteifern zahlreiche Hügel, wer sein rebenumranktes Haupt am höchsten erheben könne, während zwischen ihnen goldene Saatfelder sich hinziehen. Und was der Schöpfer nicht direkt gethan, das hat er durch Menschenhand hin- zugefügt: ein fchmuckes Städtchen schmiegt sich neben dem anderen an die Hügel, sast ist der ganze Ufersaum von Mainz bis Bingen eine Stadt (s. Karton Karte Süddeutschland); Schlöffer und zahlreiche Villen, die eine immer schöner als die andere, leuchten aus dem Grüu hervor, und vom Niederwald her schaut auf alle diese Pracht herab das hehre Denkmal, das das deutsche Volk zum Andenken an den Krieg von 1870/71 und an die Wiederherstellung des deutschen Reiches errichtete (s. Bild S. 132). Wahrlich, keinen schöneren Platz konnte man diesem edel-stolzen Gebilde deutscher Kunst wählen. -— Wer die Schönheit des Rhein- gaues recht genießen will, der soll nicht bloß mit dem schnellen Dampfer den Rhein entlang fahren, er soll vor allen Dingen auch einen der Hügel besteigen und den Blick schweifen lassen über die unbeschreibliche Herrlichkeit ringsum. Fromme Andacht ergreift da sein Gemüt. „Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke!" tönt es durch seine Seele. — Wohl, auch die Natur ist ein wunderreiches Buch der Offenbarung Gottes. Aber der leuchtenden Schönheit des Rheingaues fehlt auch der Schatten uicht. Wer sich nach dem Los der Bewohner umsieht, der wird arg enttäuscht sein. Hier herrscht durchweg nicht, wie man erwarten sollte, Wohlhabenheit. Die meisten Bewohner haben nur ein winziges Fleckchen Land, so daß sie nur mit Mühe und Not ein dürftiges Dasein fristen. Vielfach will auch der Wein- bau nicht recht mehr den genügenden klingenden Lohn einbringen, weshalb in den letzten Jahren manche Weingärten in Kornfelder umgewandelt wurden. Trotz der schweren Existenz sind aber die Rheingäuer wie die Rheinländer über- Haupt, ein heiteres Volk. Ganz besonders kommt das bei der Weinlese zum Ausdruck. *) Bei Rüdesheim 836 m breit (Vergleich!), später durchschnittlich 400 in (beim Lurlei 166), an der Grenze 734 m.
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