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1. Vaterländische Erdkunde - S. 131

1897 - Braunschweig : Wollermann
lassen sie nur (zur Rechten) eiue schmale Fahrstraße frei, das berühmte Binger (Durchfahrts-)Loch, dnrch das das Wasser mir größter Geschwindigkeit dahin- schießt. ^) Eine wirklich genügende Breite bekam das „Loch" erst, seit der Mittel- rhein an Preußen kam. 1832 wurden hier unter Friedrich Wilhelm Iii. die letzten Sprengungen vorgenommen und dadurch die Fahrstraße auf das dreifache der bisherigen Breite erweitert. Aber bei niederem Wasserstand muß der Schiffer auch heute noch alle Geschicklichkeit aufbieten, damit sein Kahn nicht an die Klippen geworfen werde. — Wir dürfen kurz zusammenfassen: die Strudel und Schnellen in der Rheinbiegung, — speziell auch diejenigen des „Binger Lochs", — sind die letzten Reste eines hingeschwundenen Wasserfalls. 4. Das Niederwald-Denkmal. (1. Entstehungsgeschichte.) Die Schlachten vou 1870/71 waren ge- schlagen, das neue deutsche Reich war errichtet worden. Da empfand man im Vaterland das lebhafte Verlangen, zur Erinnerung daran und zur Ehrung der ruhmvoll Gefallenen ein großes, würdiges Denkmal zu errichten. Lange war man über deu Platz uneinig. Da veröffentlichte der Kurdirektor Ferd. Heyl in Wiesbaden eine längere, gründliche Arbeit (in der „Gartenlaube"), in der er nachwies, daß kein Platz in ganz Deutschland für das Denkmal fo geeignet sei, als der Vorsprung des Niederwald-Deukmals bei Bingen. Und mit dieser An- sicht drang er durch. Nun entfaltete sich in allen deutschen Gauen ein reger Eifer. 700 000 Mk. wurden in kurzer Zeit durch freiwillige Beiträge zusammen- gebracht, den Rest von 500 000 Mk. bewilligte der Reichstag. Die deutschen Künstler wurden aufgefordert, Zeichnungen und Modelle zu liefern. Die Sieges- palme errang der Bildhauer Johannes Schilling aus Dresden. Nach seinen Entwürfen wurde das gewaltige Denkmal ausgeführt. Am 16. September 1871 legte Wilhelm I. den Grundstein, am 28. September 1883 konnte er das fertige Denkmal im Beisein der deutschen Fürsten und unter dem Jubel ungezählter Scharen einweihen. „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Au- erkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung! Das walte Gott?" so lauteten die herrlichen Schlußworte seiner Weiherede. (3. ^fflijrcüjuug.) „Werfen wir nun einen Blick auf das Denkmal! Auf 25 m hohem Unterbau erhebt sich das herrliche Standbild der Germania. Die Linke stützt sich auf das Schwert, die Rechte hält die Krone des deutschen Reiches hoch empor. Der Sockel unter dem Standbild trägt die Inschrift: ,Zum Andenken an die einmütige und siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches 1870j71.' Darunter befindet sich der Reichsadler, umgeben von den Wappen der deutschen Staaten. Auf der rechten Ecke des unteren Postaments steht der Engel des Friedens mit Füllhorn und Palmzweig, auf der linken der Engel des Krieges, das kämpf bereite Schwert in der Rechten und die Kriegstrompete an den Lippen. Zwischen beiden als Relief in Lebensgröj'se hält der Kaiser, hoch zu Roj's, *) „Das Gefäll von Rüdesheim bis Aßmannshausen (s. Karton Karte Süddeutsch- land links unten) beträgt 26 Fuß." 2) Im ganzen haben die Sprengarbeiten von 1830—1887 2x/2 Mill. Mk. Kosten verursacht; über 58 000 edm Steinmassen wurden fortgeschafft. — Schon seit Drusus kam man der Nagearbeit des Wassers zu Hilfe, aber erst seitdem das Pulver erfunden und benutzt wurde, konnte man etwas Erhebliches leisten. 9*
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