1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Höhen zwischen Saale und Weißer Elster als solche ansehen.) — Durch die
reiche Zahl der an ihr liegenden Städte, — wir zählen acht Städte von
20 000 Eime, und darüber, darunter eine Großstadt von 100 000 Eime.,
Halle, — erinnert sie an den gleich langen Neckar mit seinen neun
gröjseren Städten {ß. 91). Sie übertrifft diesen Fluß jedoch noch in der
Bedeutung ihrer Nebenflüsse. Allein an der in nächster Nähe parallel
zur Saale verlaufenden Weifsen Elster zählen wir fünf gröfsere Städte,
darunter am Oberlauf das gewerbreiche Plauen, in der Mitte Gera und am
Unterlauf das mächtige Leipzig mit seinen 350 000 Eime. — Auch in
anderer Beziehung erinnert die Saale an den Neckar. Gleich diesem windet sie
sich meist durch ein eng eingewaschenes Thal, von dessen Rändern zahlreiche
Burgen herabblicken.x) Selbst der Wein fehlt nicht,, wie unser Kärtchen (bei
Abschnitt „Ackerbau") zeigt. Freilich, das Gewächs ist darnach.
„In Jena preßt man Trauben aus
und denkt, es werde Wein daraus"
lautet ein boshafter Vers, und über die Thüriuger Weiue überhaupt fingt
Matthias Claudius in seinem bekannten Lied:
„Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein,
ist's aber nicht, man kanu dabei nicht singen,
dabei nicht fröhlich sein."
Für den landschaftlichen Charakter ist die Weinbelaubuug der Saaleufer
jedoch von Bedeutung. Zusammen mit den übrigen oben erörterten Thatsachen
berechtigt sie zu dem Satz: die Saale ist der thüringische Neckar. — Wir
betrachten nun in Kürze die Saale-Städte. — Hof A, wie das benachbarte
Plauen an der Weifsen Elster eine Industriestadt, gehört noch dem Vogt-
lande an. — An der scharfen Biegung, ziemlich mitten im Gebiet
der thüringischen Staaten, liegt in reizender Gegend Rudolstadt mit zioei
Schlössern. Die Stadt von O weiter stromabwärts, ist Jena, berühmt durch
seine Universität. Hier fand am 14. Oktober 1806 die folgenschwere Nieder-
lage der preüfsischen Armee statt. — An dem kleinen, unterhalb Jena ein-
mündenden Nebenßufs (Ilm) liegt Weimar A- Diese Stadt hat den hohen
Ruhm, Deutschlands „Dichterstadt" zu sein. Am Hofe des kunstliebenden Herzogs
Karl August lebten nämlich gleichzeitig Goethe, Schiller, Herder und Wieland,
so daß Weimar in jener Zeit der geistige Mittelpunkt Deutschlands war. Schöne
Standbilder, u. a. die bekannte Doppel-Statue Goethe-Schiller, erinnern noch
heute an die großen Geisteshelden und bilden einen schönen Schmuck der Stadt.
- Die nächste Stadt an der Saale ist Naumburg A, der Unstrutmündung
x) „An der Saale Hellem*) Strande
stehen Burgen stolz und kühn.
Ihre Mauern sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin."
*) Anmerkuug: Der Saale Strand ist thatsächlich hell. Der Muschelkalk, in
dem das Bett eingewaschen, ist an seinen Abhängen trocken und läßt kaum einen Busch-
bestand aufkommen. Nach einigen Autoren soll man die Berghänge bei Jena, nur um
sie mit Grün zu schmücken, mit Wein bepflanzt haben.