1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Jnselberges nennt man geradezu eine Vorstadt Berlins. Der Thüringer sieht
diese Sommergäste und Tonristen, die er scherzend „Luftschnapper" nennt, sehr
gern, da sie ein gnt Stück Geld ins Land bringen.
ä) Bergbau und Industrie.
Im 16. Jahrhundert (Zeit Lnthers) blühte im Thüringer Wald der
Bergbau, namentlich ans Eisen. Je mehr aber die Kohle in den Eisenhütten
ihre Herrschaft antrat, desto weniger konnte der Thüringer Wald mit seiner
Holzheiznng den Wettbewerb aushalten. Heute wird nnr noch wenig, aber vor-
züglich gutes Eisen gewonnen, das u. a. zu Gewehren verarbeitet wird. Be-
kannt ist z. B. die preußische „Gewehrstadt" Suhl, am südwestlichen Fuß des
Beerberges gelegen. — Von andern mineralischen Schätzen ist der Schiefer
wichtig. Gerade die Schiefer des Thüringer Waldes (speziell auch des Franken-
waldes) eignen sich vorzüglich zu Dach- und namentlich auch zu Tafel schiefern.
Ans der Gegend von Sonneberg (Lehesten und Gräfenthal), nordnordöstlich von
Gshs im Gebirge gelegen (s. Karton, Atlas S. 5), kommen alljährlich an
21/2 Mill. eingerahmter (Holzreichtum!) Schiefertafeln und 90 Mill. Griffel«--
in den Handel.
Als der Bergbau immer mehr zurückging, mußte die recht dicht wohnende
Bevölkerung zu andern Erwerbszweigen greifen, und zwar führte der Holz-
reichtnm zur Herstellung von Spielwaren. Den Mittelpunkt dieser In-
dustrie bildet das schon genannte Sonneberg. Ans ca. 30 Dörfern der Um-
gegend bringen die fleißigen Bewohner jeden Sonnabend die Erzeugnisse ihrer
geschickten Hand karrenweise in die Stadt. Hier bekommen die Sächelchen den
Farbenanstrich und die weltberühmte Marke „Sonneberger". Dann wandern
sie in alle Welt; selbst Amerikas Kleinen werden durch sie erfreut. Ein
großer Teil der Waren geht übrigens zunächst nach Nürnberg, um hier in
„Nürnberger Spielwaren" (S. 104) umgetauft zu werden. — Der Wert der
jährlich in der Sonneberger Gegend hergestellten Spielsachen beträgt ca. 5 Mill.
Mark. Das Gewerbe lohnt jedoch nur kärglich. Obgleich Frau und Kinder
den Vater angestrengt unterstützen — (bei den kleinen Holzmännchen z. B.
fertigt das eine Familienglied nur den Rumpf, ein anderes schnitzt die Arme u. s. w.,
ein anderes leimt die Teile zusammen n. s. w.), — wird doch nur ein Ver-
dienst von 4—6 Mk. wöchentlich erzielt*) — Bedeutend ist im Thüringer
Wald erklärlicherweise auch die Holzflößerei (vergl. Schwarzwald S. 86),
desgleichen die Kohlenbrennerei, Pechsiederei u. s. w. — Auch finden sich mehrere
Glas- und Porzellanfabriken
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: Langgestrecktes, geo-
logisch mannigfaltiges Kettengebirge mit schöner Bewaldung. Ver-
hältnismäßig mildes Klima. Zahlreiche gute Wege und Pfade.
Schieferbrüche. Wenig, aber vorzügliches Eisen. Industrie (z. B.
Spielwaren). Schlösser.
x) „Das unschuldige Kind", setzt Alex. Ziegler in gefühlvoller Teilnahme hinzu,
„welches am lustigstrahlendeu Weihnachtsabende mit Frohsinn nach jenen Sächelchen greift,
hat keine Ahnung von dem trüben Dämmerlichte, was dort am Walde in der armseligen
Hütte seines Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde
erzählten, das wäre gut." (Aus Kutzen.)