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1. Vaterländische Erdkunde - S. 181

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 181 — eine zum Zechstein (Nach-Kohlengebirge, Dyas) gehörige Schicht mergeligen Schiefers gebunden, den es gleichsam durchtränkt hat (Erz-Imprägnation, s. S. 179 Fuß). Schon Luthers Vater war ein „Kupferschiefer"-Bergmann. Eisleben A und Mansfeld h sind die beiden wichtigsten Örter des Distrikts. Seit 18901) befindet sich der Mansfelder Distrikt in schwerer Notlage; eine Menge Gruben siud „ersoffen"! Der Bergmann hat immer schwer mit dem im Berg so massenhaft zirkulierenden Wasser (woher?) zu kämpfen, und deshalb sind auch im Mansselder Distrikt zahlreiche große Pumpen aufgestellt, deren jede in der Minute 70 cbm hebt und zwar so hoch, daß es durch einen hoch gelegenen Stollen in die Saale ablausen kann.') Jahrelang hatten sie in ausreichender Weise das Wasser beseitigt, da brach im Juli 1890 eine schwere Katastrophe herein: ein zwischen Eisleben und Halle gelegener See (s. Karte), der Salzige See genannt, fand durch ein „Einfallloch" unterirdischen Abfluß und ergoß sich in die Maulwurfsgänge, welche der Berg- mann sich in jahrhundertelanger Arbeit geschaufelt hat; „dem Gnom der- mahlte sich die Nixe." In zwei Jahren, vom Juli 1890 bis Februar 1892 glitten von den 60 Millionen cbm, die der See enthielt, volle 40 Millionen hinab und verursachten dort unten eine fürchterliche Sintflut. Da entschloß sich die „Gewerkschaft", — Besitzer ist hier nicht der Staat, sondern die „Kupferschiefer- bau treibende Gewerkschaft", •— den See anzukaufen — und auszupumpen, ein Unternehmen, das ca. 24 Millionen Mk. verschlang. Es wurdeu gewaltige Pumpwerke errichtet, von denen jedes 120 cbm Wasser in der Minute heraus- hob — (in I.1/2 bis 2 Minuten ein Schulzimmer leer!) — und auf eine Höhe von 12 m brachte, von wo es längs eines früheren Abflusses, der Salzke, in die Saale abfließen konnte. So verschwand denn der Salzige See von der Landkarte! Das Unglück war damit aber noch nicht beseitigt. Die ungeheuren hinabgesunkenen Wasser wogten in der Tiefe weiter! Sie füllten nicht bloß die Stollen, sondern auch die Hohlräume — „Schlotten" genannt, — die durch das Bergwasser seit alters in den Gips und Salzstein ausgewaschen waren. Hier setzten sie die Aushöhlung in zügelloser Weise sort und schufen wahrschein- lich Schlotten von großer Ausdehnung. Dadurch werden wieder Erdstürze bedingt, indem Deckenteile der Höhlen sich ablösen und niederstürzen. Grade unter der Stadt Eisleben scheinen sich solche bedrohliche Vorgänge abzn- spielen. Wiederholt wurden die Bewohner durch donnerähnliches Poltern und heftige Erderschütterungen erschreckt. Einzelne Häuser schwankten, bekamen Risse und wurden von den Bewohnern verlassen. Eine Kirche mußte gestützt werden, weil man ihren Einsturz fürchtete. Neben ihr entstand ein Loch von 21/2 m Länge und l1/2 m Breite. Die Angst der Bewohner ist erklärlicher Weise keine geringe; überängstliche Gemüter fürchten, über kurz oder lang könne die ganze Stadt in die Schlotten hinabsinken. Andererseits weist man darauf hin, daß ähnliche Vorfälle —- Erschütterungen, Risse in Häusern 2c. — sich in jedem Bergwerksdistrikt, namentlich auch in Steinkohlen-Bergwerken ereignen, so daß zu besonderer Aufregung kein Grund vorliege. ^) 1) Das Folgende in der Hauptfache nach einem Artikel in der „Deutschen Warte": „Die Sintflut in den Mansfelder Erzrevieren" (von Wilhelm Fischer). 2) Der „Schlüsselstollen" ist gegen sechs Stunden (33 km) lang. (Vergl. oben.) 3) Vielleicht ist der eine oder andere Kollege ans Eisleben oder Umgegend so freundlich, dem Verfasser über die gegenwärtige Sachlage einige Mitteilungen zu machen, wofür derselbe sehr dankbar sein würde.
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