1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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letzten 50 Jahren verlor sie ringsum 2 m! Eben unter dem Wasser liegt
der weitgedehnte Sockel, bis auf den der verloren gegangenen Teil der Insel
abgetragen wurde. Aus ihm ruht die heutige Insel „wie eine Cigarrenkiste
aus einem großen Tisch".*)
(l(uto)trtm und (Dkrltrtm.) Im Südosten hat sich eine Partie Dünen-
sand dem Felsen vorgelagert. Dieselbe trägt die Unterstadt, während die
Oberstadt oben auf dem Felsen liegt. Eine Treppe von anwähernd
200 Stufen und ein Aufzug (beide im Bilde kenntlich) vermitteln den Ver-
kehr zwischen beiden. Aus Dünensand besteht auch die neben Helgoland
gelegene kleine Badeinsel, kurz „die Düne" genannt. Aus dieser, nicht ans
Helgoland selbst, nehmen die zahlreichen Badegäste Helgolands (jährlich ca. 9000)
die erfrischenden Seebäder. Die tüchtigen Schwimmer suchen die Windseite und
kämpfen hier mit der donnernden Brandung; die übrigen baden in dem rnhigen
Wasser der Schutzseite.
Wichtigkeit der Insel.) Obgleich uur klein, ist die Insel doch von
großer Wichtigkeit. Gleichmäßig genau vor der Ausmündung von vier wichtigen
Wasserstraßen gelegen (Weser, Elbe mit Nordostseekanal, Eider), ist sie zunächst
ein sicheres, von der Natur gesetztes Seezeichen. Ihr Leuchtturm macht die
von draußen ankommenden Schiffe rechtzeitig auf die Gefahren des nahen Watten-
meeres (S. 226) aufmerksam. In Kriegszeiten aber ist sie ein wichtiger Stütz-
pnnkt und Kohlenplatz für die Kriegsflotte. Von hier aus kann dieselbe
wirksam den Zugang zu den deutschen Küsten decken. Unterstützt wird sie dabei
kräftigst von mächtigen Mörsern, die wohlverwahrt in das Gestein der Insel
eingelassen sind und 600 Pfund schwere Geschosse in weitem Bogen ans die See
hinauszuschleudern vermögen. — Bis vor kurzem gehörte diese interessante und
wichtige Insel, die buchstäblich vor uusern Thüren liegt, noch den Engländern^),
so daß sie 1870 von den Franzosen als Stützpunkt benutzt werden konnte.
Kaiser Wilhelm Ii. fand aber bald nach feinem Regierungsantritt einen Weg
(Eintausch gegen afrikanisches Gebiet), diese deutsche Insel wieder in deutschen
Besitz zu bringen (1890).
(Grwerbs)weige.) Der Ackerbau lohnt sich auf der Insel nicht. Die
hübsche grüne Fläche, die unser Bild uns zeigt, enthält neben einigen Kartoffel-
beeten nur eine kurzuarbige Schafweide. Einen Haupterwerbszweig bildet die
Fischerei, und Fische vertreten hier fast die Stelle des Brotes. Ein nicht ge-
ringer Teil der Helgoländer lebt vom Lotsenberuf, dem fast 400 Mann ob-
liegen. (Belehrung über Lotsendienst.) Endlich aber bringen die 10000 Fremden
viel Geld aus die Insel; ohne sie würden die 2000 Helgoländer wohl nicht
existieren können. Die ganze Unterstadt besteht fast nur aus Hotels.
In Übereinstimmung mit den Farben seiner Insel führt -der Helgoländer eine
grün-rot-weiße Flagge. Sie wird uns gedeutet durch den bekannten Wahlspruch:
„Grön is bat Land, (die Oberfläche)
rood is de Kant, (die Steilküste)
will is de Sand, (die Düne)
____ dal is de Flagg vnn't hillige Land." (Helgoland — Heiligland)
x) Ich zitiere damit den treffenden Ausdruck eines Helgoländer Kollegen, der vor
Jahren die Freundlichkeit hatte, mich über die Verhältnisse der Insel aufzuklären.
_2) Die Engländer haben es überall verstanden, sich an den Küsten anderer Völker
einzunisten. An Frankreichs Küste gehören ihnen die Normannischen oder Kanal-Jnseln, an
Spaniens Küste das wichtige Gibraltar und von italienischem Grund und Boden das
schwefelreiche Malta.
Harms, Vaterländische Erdkunde. 15