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1. Vaterländische Erdkunde - S. 235

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 235 — ertragfähig zu machen, durch das Moorbrennen, durch die Fehn- und durch die Moordammkultur. 1. Das Moorbrennen ist die ältere und mangelhaftere Kulturform. Man hackt oder pflügt die oberste Schicht in Schollen aus und zündet diese an. Das Schwelen derselben verursacht den lästigen Höhenrauch (Heerrauch), der sich fast über ganz Deutschland, ja bis nach Osterreich hinein verbreitet. Am meisten l,at natürlich der Moorbrenner selbst darunter zu leiden. In dickem Rauch stehend verrichtet er seine Arbeit. Das geschwärzte Gesicht triest von Schweiß, die Augen sind gerötet, die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt. Der Qualm ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe erblickt. In die Asche wird dauu Buchweizen gesäet, der häufig reichen Ertrag gijbt, oft aber auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De Bankweite is en Slump-Koren, wenn hei aber insleit, en Plnmp-Koren." 2. Viel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehnkultnr. Zu- nächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor gezogen, entweder mit Schaufel und Spaten oder mittelst der Torfbagger. Das sind dnrch Dampf getriebene Maschinen, die sich langsam fortschreitend durch das Moor gleichsam hindurchfressen, die aufgenommene Erde als gepreßten Torf wieder von sich geben und einen breiten Kanal hinter sich zurücklassen. Letzterer hat eine doppelte Wichtigkeit. Er dient zur Entwässerung des Landes und zugleich an Stelle von Landstraßen, die im Moor außerordentlich schwierig anzulegen sind, als Verkehrsweg. An den Seiten dieses Kanals beginnt man nun mit der Bodenkultur. Die oberen, leichteren Torfschichten werden abgegraben und zur Seite gelegt, die darunter liegenden Massen aber zu Torf verbacken, bis man den sandigen Untergrund erreicht hat. Den Torf frachtet der „Fehntjer" längs des Kauals nach den Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als Rückfracht Dünger, z. B. Straßenkot, Marschschlick ?c. mit heim. Nun kann das „Land- machen" beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird auf deu entblößten Sandgrund gestürzt und beides zusammen mit dem Dünger gründlich durch- gearbeitet. Auf diese Weise eutsteht ein sehr fruchtbarer Boden, der nicht bloß Roggen, Gerste und Hafer, sondern oft auch Weizen und Rapfaat in reicher Fülle trägt. Allmählich können sich die Fehntjer an Stelle der ersten armseligen, aus Torserde gebauten Hütten kleine freundliche Ziegelsteinhäuser bauen, und mit der Zeit bietet das Fehn einen fesselnden Anblick. Der Kanal ist als Handelsstraße immer wichtiger geworden. Bunt bewimpelte kleine und große Fahrzeuge beleben ihn. An seinen Ufern erheben sich Schissswerften, da mit dem steigenden Verkehr immer mehr neue Schiffe und Kähne gebaut werden müssen. Zeilensörmig ziehen sich die freundlichen Häuser mit schmucken Gärten, begleitet von einem Ziegelsteinsteg, am Kanal entlang. Auf fruchtbarem Acker weidet schweres Marschvieh oder wiegt sich ein üppiges Korn; — alles rühmt den Fleiß und die Ausdauer der Fehntjer, die eine trostlose Einöde durch saure Arbeit in eine blühende Landschaft umwandelten, und gleichermaßen einen gesegneten Ackerbau als auch eine flotte Industrie hierherzogen. Die bedeutendste Fehnkolonie ist Papenburg, unweit der Ems, am Rande des Saterlandes ge- legen. Vor 200 Jahren gegründet, ist der Ort bereits aus einer Fehnkolonie zu einer Stadt von 6000 Einwohnern geworden. Mit seinen fast 200 Schiffen ist es der wichtigste Seehandelsplatz Hannovers, übertrifft also selbst das an der Küste liegende Emden. 3. Weniger mühevoll und doch gleichfalls von großen Erfolgen begleitet
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