1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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ertragfähig zu machen, durch das Moorbrennen, durch die Fehn- und durch
die Moordammkultur.
1. Das Moorbrennen ist die ältere und mangelhaftere Kulturform. Man
hackt oder pflügt die oberste Schicht in Schollen aus und zündet diese an. Das
Schwelen derselben verursacht den lästigen Höhenrauch (Heerrauch), der sich
fast über ganz Deutschland, ja bis nach Osterreich hinein verbreitet. Am meisten
l,at natürlich der Moorbrenner selbst darunter zu leiden. In dickem Rauch
stehend verrichtet er seine Arbeit. Das geschwärzte Gesicht triest von Schweiß,
die Augen sind gerötet, die Kleidung ist von Staub und Asche bedeckt. Der
Qualm ist so dicht, daß man die Sonne wie eine rote Scheibe erblickt. In die
Asche wird dauu Buchweizen gesäet, der häufig reichen Ertrag gijbt, oft aber
auch durch Nachtfröste empfindlich leidet. „De Bankweite is en Slump-Koren,
wenn hei aber insleit, en Plnmp-Koren."
2. Viel gründlicher wird das Moor umgestaltet bei der Fehnkultnr. Zu-
nächst wird vom Fluß aus ein Kanal durch das Moor gezogen, entweder mit
Schaufel und Spaten oder mittelst der Torfbagger. Das sind dnrch Dampf
getriebene Maschinen, die sich langsam fortschreitend durch das Moor gleichsam
hindurchfressen, die aufgenommene Erde als gepreßten Torf wieder von sich
geben und einen breiten Kanal hinter sich zurücklassen. Letzterer hat eine
doppelte Wichtigkeit. Er dient zur Entwässerung des Landes und zugleich an
Stelle von Landstraßen, die im Moor außerordentlich schwierig anzulegen sind,
als Verkehrsweg. An den Seiten dieses Kanals beginnt man nun mit der
Bodenkultur. Die oberen, leichteren Torfschichten werden abgegraben und zur
Seite gelegt, die darunter liegenden Massen aber zu Torf verbacken, bis man
den sandigen Untergrund erreicht hat. Den Torf frachtet der „Fehntjer" längs
des Kauals nach den Küstenplätzen, verkauft ihn und bringt als Rückfracht
Dünger, z. B. Straßenkot, Marschschlick ?c. mit heim. Nun kann das „Land-
machen" beginnen. Die aufgesparte obere Torfschicht wird auf deu entblößten
Sandgrund gestürzt und beides zusammen mit dem Dünger gründlich durch-
gearbeitet. Auf diese Weise eutsteht ein sehr fruchtbarer Boden, der nicht
bloß Roggen, Gerste und Hafer, sondern oft auch Weizen und Rapfaat in
reicher Fülle trägt. Allmählich können sich die Fehntjer an Stelle der ersten
armseligen, aus Torserde gebauten Hütten kleine freundliche Ziegelsteinhäuser
bauen, und mit der Zeit bietet das Fehn einen fesselnden Anblick. Der Kanal
ist als Handelsstraße immer wichtiger geworden. Bunt bewimpelte kleine und
große Fahrzeuge beleben ihn. An seinen Ufern erheben sich Schissswerften,
da mit dem steigenden Verkehr immer mehr neue Schiffe und Kähne gebaut
werden müssen. Zeilensörmig ziehen sich die freundlichen Häuser mit schmucken
Gärten, begleitet von einem Ziegelsteinsteg, am Kanal entlang. Auf fruchtbarem
Acker weidet schweres Marschvieh oder wiegt sich ein üppiges Korn; — alles
rühmt den Fleiß und die Ausdauer der Fehntjer, die eine trostlose Einöde durch
saure Arbeit in eine blühende Landschaft umwandelten, und gleichermaßen einen
gesegneten Ackerbau als auch eine flotte Industrie hierherzogen. Die bedeutendste
Fehnkolonie ist Papenburg, unweit der Ems, am Rande des Saterlandes ge-
legen. Vor 200 Jahren gegründet, ist der Ort bereits aus einer Fehnkolonie
zu einer Stadt von 6000 Einwohnern geworden. Mit seinen fast 200 Schiffen
ist es der wichtigste Seehandelsplatz Hannovers, übertrifft also selbst das
an der Küste liegende Emden.
3. Weniger mühevoll und doch gleichfalls von großen Erfolgen begleitet