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1. Vaterländische Erdkunde - S. 236

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 236 — ist die Moordammkultur die jüngste Kulturart. Das Moor wird zunächst durch Gräben in breite Dämme geteilt. Auf diese bringt man dann eine Schicht Sand, die man mit Kainit (S. 183) und anderen künstlichen Düngemitteln, oder auch mit Kompost düngt. Die Sandschicht erstickt die Moorgewächse, so daß alle Nährstoffe der Saat verbleiben. Zugleich schützt sie die in den Boden eingedrungenen Würzelchen der Saat vor dem Erfrieren, dem sie auf dem Moorlande so leicht ausgesetzt sind. So hebt der Sand die Nachteile des Moores auf. Das Moor aber beeinflußt andererseits auch den Sand günstig, indem es ihm seine Feuchtigkeit mitteilt. So ist es erklärlich, daß letzterer, der sonst doch auch unfruchtbar ist, die junge Saat — eine gute Düngung voraus- gesetzt — prächtig gedeihen läßt. Je größer sie aber wird, desto mehr schickt sie ihre Wurzeln in das Moor hinab, wo die ungeheure Menge vermoderter Pflanzen reiche Nahrung darbietet, so daß die Moordämme in ihren Erträgen mitunter die Marsch überflügeln. Wenn wir uns vorhalten, daß die Moore nichts anderes bedeuten, als ungeheure Ansammlungen vermoderter bezw. vertorster Pflanzenteile, so wird uns klar, daß sie — an und für sich — die fruchtbarsten Gebiete sind, fo sonderbar das bei ihrer jetzigen Ertragsunfähigkeit auch klingen mag. Wir dürfen es geradezu als eine gewaltige Kulturaufgabe unseres Vaterlandes bezeichnen, seine großen Moore thunlichst in segensreiche Fruchtgefilde um- zuwandeln, eine Arbeit, zu der bis jetzt erst bescheidene Anfänge gemacht sind. Freilich wird man mit der Kultivierung der Moore erst dann energisch vor- gehen, wenn die Getreidepreise die mühevolle Arbeit lohnend ercheinen lassen, was z. Z. durchaus nicht der Fall ist (s. Abschnitt „Ackerbau"). Im folgenden Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Entstehung der Moore. Die Entstehung der Moore. Die Moore sind im Laufe der Zeit geworden, gewachsen. Einst breiteten sich an ihrer Stelle flache, stehende Gewässer aus. Ursprünglich mochten dieselben kräftige Zu- und Abflüsse haben, aber je mehr das Terrain im Laufe der Jahrtausende eingeebnet wurde, desto mehr stockte die Wasserbewegung. (Dazu lag unter dem Wasser eine un- durchlässige Schicht, so daß auch eine absickernde Bewegung verhindert war.) In einem solchen Gewässer bilden sich auch heute noch große Mengen von Wassersädeu, die als grüue Schleimmassen im Wasser schwimmen. Haben sie eine genügende Massigkeit erreicht, so siedeln sich am Uferrand auf ihnen Moose an, für die sie einen günstigen Nährboden bieten. Die Samen dazu werden ihnen vom Winde und von fließendem Wasser zugetragen. Mit dem Auftreten der Moose (es ist namentlich das Sumpfmoos, Sphagnum) ist das Schicksaal des Sees entschieden; nach Jahrtausenden werden diese winzigen Ge- wächse ihn besiegt und — um ein zutreffendes Bild zu gebrauchen — langsam erdrosselt haben. Die Moosränder verbreitern sich nach innen zu immer mehr und werden gleich- zeitig immer mächtiger. Im Herbst und Wiuter sinkt nämlich das Moos zusammen und gerät unter Wasser; im Frühling schickt es aber ein dichtes Gewirr neuer Triebe in die Höhe, so daß über der alten, untergetauchten eine dichtverfilzte neue Generation sich auf- baut. Indem sich das Jahr für Jahr wiederholt, gewinnt die Moosdecke eine solche Mächtigkeit, daß sich auch mancherlei andere Gewächse auf ihr ausiedelu können, und zuletzt darf auch der Mensch diesen schwimmenden Boden betreten. (Die schwimmenden Wiesen im Teufelsmoor bei Bremen, die man ankettet, damit der Sturm sie nicht wegtreibt!) Aber nicht bloß von oben nach unten wächst das Moor, sondern auch iu umgekehrter Richtung. Die unteren, absterbenden Partien der Moosschichten zerfließen nämlich zu einem schwärzlichen Brei, der auf den Grund hinabsinkt und diesen nach und nach erhöht.
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