1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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der Erdgeschichte, das die Erde in ihren Formationen sich selber geschrieben hat.
In gewaltiger, freilich nur dem Kundigen verständlichen Ursprache, redet es von
der überwältigenden Großartigkeit der Schöpfungsgeschichte.
Fast senkrecht fällt die Stubbenkammer 125 m (Vergl.!) ins Meer
hinab, an ihrem Fuße von dem milchig gefärbten Meer umrauscht. Weithin
schweift der Blick über die schöne blaue Ostsee, die bald iu leichten Wellen sich
kräuselt, bald in gewaltigen Wogen gegen die Felsen brandet (Vergl. mit der
Aussicht von der Bastei S. 195). — (In dem Walde, der den Kreidefelsen
deckt, liegt der Hertha-See, dessen Name uns an die norddeutsche Göttin
erinnert, die hier wahrscheinlich ihr Heiligtum hatte. Am Südrand des Waldes
finden wir den bekannten Badeort Saßnitz).
Auch das im äußersten Norden gelegene Vorgebirge Arkona ist ein Fels-
gestade (Kalkgestein, 55 m hoch). Hier stand einst das Heiligtum der Wenden,
das mächtige Bildnis des vierköpfigen Swantewit. Jetzt erhebt sich an dieser
Stelle ein Leuchtturm.
b) Der Strand.
(1. Dünen.) Marschland setzt die Ostsee nicht an. Wohl aber spült
sie große Mengen Sand zusammen, die der Wind dann auf weiten Strecken
zu hohen Sandbergen, Dünen genannt, zusammenweht. Auch an der Nord-
seeküste trafen wir Dünen; weit zahlreicher und mächtiger treten dieselben
uns aber am Ostseestrand entgegen. Sie begleiten vom Pommerschen Haff
an ostwärts fast ununterbrochen die ganze Küste, gehören alfo namentlich
Hinterpommern, West- und Ostpreußen an. Ihre Höhe bewegt sich im allge-
meinen zwischen 3—18 m, doch erheben sich an der preußischen Küste einzelne
über 40 m (Vergl.!). (Die Dünenwälle, die die Sahara im Westen gegen das
Meer abgrenzen, haben eine Länge von 1200 km und Höhen bis zu 170 m!) —
Die Dünenketten sind Gebirge im kleinen. Gleich den Gebirgen haben sie
Parallelketten, Längs- und Qnerthäler. Entweder sind sie mit Sandhalm,
Strandhafer, mitunter auch mit dürftigem Wald bestanden, oder sie sind voll-
ständig kahl.
(3. Das Mandern der Dünen.) Eine verhängnisvolle Erscheinung ist
das Wandern der Dünen. Besonders gut kann man dasselbe auf den dünen-
reichen Nehrungen beobachten, namentlich auf der Kurischen, die die bedeutendsten
Dünen Europas hat. Der von der Seeseite kommende Wind — (es ist der
der am häufigsten wehende) — jagt den Sand unausgesetzt auf die Höhe
der Düne, von der er nach der Landseite zu wieder hinuntergleitet. Es sind
infolgedessen alle Dünen nach der Seeseite hin steil, nach der Landseite hin
flach. Die bedeutsamste Folge aber ist, daß die Dünen nach der Richtung hin,
von der die wenigsten und schwächsten Winde wehen, — und das ist hier die
Landseite — fortschreitet. Langsam, aber mit unheimlicher Stetigkeit schiebt
sie sich vorwärts. Was ihr in den Weg kommt, seien es nun einzelne Fischer-
Hütten oder ganze Dörfer und Wälder, — sie wälzt sich wie eine gewal-
tige Woge darüber hin, alles begrabend, alles verwüstend. „Wie ein vom
Fräße gesättigtes Ungeheuer liegt sie dann da, gelblich weiß, ohne die mindeste
Vegetation, es seien denn die Spitzen der Erlen und Kiefern, welche sie stehend
begraben hat." Nach einem Jahrhundert vielleicht kommt der geknickte Wald
wieder zum Vorschein „zertrümmert, zerrieben, seine Glieder umhergestreut",
ein trauriger Anblick. Die Bewohner der Kurischen Nehrung sühreu in ge-