1885 -
Halle
: Anton
- Autor: Hummel, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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(Europa.
nahe zu 1500 Meter bauen sich schön geschwungene Kuppen hinter und über-
einander auf, dazwischen senken sich teils enge Thalschluchteu, teils bequem
ausgeweitete Thäler ein. Schluchten und Thäler durcheilen hellblinkende
Bäche und Flüßcheu, welche manchen schönen Wasserfall bilden, deren
berühmtester bei dem Flecken Tryberg in grüner Waldwildnis 80 Meter her-
abstürzt. Wo die Thäler breiter sind, da ziehen üppige Feldfluren um die
niedrigeren Höhen. Und bis hoch hinauf über das ganze Gebirgslaud sind
zahlreiche Städtchen und Dörfer zerstreut. Sie strecken sich teils lang hin
in den Thälern, teils in mehr vereinzelten Höfen über die Höhen fort.
Dazu sind überall verstreut altersgraue Mauern, fagenreiche Burg- und
Schloßtrümmer, während in den Orten selbst vielfach bedeutende Bauwerke
hervortreten, sowohl Kircheu und Rathäuser als Schlösser und schön aus-
gezierte Häuser wohlhäbiger Bürger. Und um das alles schattet ein
dichter, wundervoller Wald mit einer üppigen Kränterslora, mit Farnen,
Moosen und Flechten im feuchten Felsgeklüft. — 2) Die Bevölkerung
des Schwarzwaldes hat sich aus verschiedenen Volksstämmen zusammengesetzt.
Franken und Burgunder sind von Westen, Schwaben von Osten her in die
Thäler eingezogen. Noch heute erkennt man die Abstammung der Bewohner
einzelner Waldthäler an der Bauart der Häuser. Der fränkische Bauer
nämlich wohnt neben dem Stalle, der schwäbische auf demselben. Durch
alle diese Elemente ist dann häusig ein höchst malerisches Gemisch entstanden,
so daß ein solches Schwarzwalddorf mit seinen duukelgebräunten Holzbauteu,
seinen Erkern, spitzen Dächern, Giebeln, Altanen unter vorspringenden
Dächern einen unbeschreiblichen Reiz besitzt. Das Volk im Schwarzwald
ist von einfacher Sitte und Art, fleißig und genügsam, dabei aber auch
voll heiterer Lebenslust. Wie alle Gebirgsbewohner hängt es treu am
Althergebrachten, und die religiöse Glaubensinnigkeit umrankt der Aber-
glaube, der aus der finsteren Waldesnatur feine Gestalten nimmt. —
3) Die Haupterwerbszweige des Schwarzwaldbewohuers kuüpfen sich
an den Wald. Dieser macht das Gebirge zur unerschöpflichen Holzkammer
der ganzen Rheinebene; ja ausgezeichnetere Holzarten, wie Schisssmasten :c.
werden weithin verführt. Die im Schwarzwalde geschlagenen Stämme ver-
lassen teils als Rundhölzer, teils in Bretter geschnitten, das Gebirge. Es
ist für diesen Holzhandel ungemein förderlich, daß mehrere im Osten
entspringende Flüsse, wie die Murg, Kinzig und Elz, auf ihrem Laufe fast
das ganze Gebirge quer durchschneiden; aber anch die kleinsten Bäche hat
man durch Schleusen zu flößbaren Bächen gemacht, auf denen zur Zeit
der Wasserfülle die längsten Tannenstämme, zu schmalen „Gestören" ver-
bunden, zum Rheiue hinabgeflößt werden. Selbst das Innere der Wälder
ist durch Schlittenwege mit diesen kleinsten Wasseradern in Verbindung
gesetzt. Mit dem Holzhandel ist das Gedeihen manches anderen Erwerbs-
zweiges verknüpft. Die Sägemühlen beschäftigen zahlreiche Menschenhände.
Für die Flößerei werden große Mengen gedrehter Hasel- und Birkenruten
erforderlich, die man in den Hasel- und Birkenniederwaldungen gewinnt.
Mit dem Holzreichtum des Gebirges hängt ferner die dem Schwarzwalde
eigentümliche Uhrenindustrie zusammen. Anfangs war dieser Erwerbszweig
eine eigentliche Gebirgsindustrie, bei welcher jeder einzelne Arbeiter die
ganze Uhr bis zum Zifferblatte fertig machte. Erst neuerdings hat sich,
besonders in Furtwangen und Tryberg, ein mehr fabrikmäßiger Betrieb