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1. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 42

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
42 Aus den Alpen. Am Orte Ponte zweigt sich links die Albulastraße ab, um über Tiefen- kästen auf Chur zu führen. In dem Unterengadin, das etwas weiter unter- halb beginnt, liegt Zernez, von dem aus rechts die Straße über den Ofen- paß nach dem Münsterthal ablenkt. Von hieran durchziehen wir ein enges Defilee, in dem wir stets den Piz Linard, den höchsten Gipfel der Silvretta- gruppe mit feiner gewaltigen, fchön gestalteten Spitze (3416 m) vor Augen haben. Daun folgen malerische Partien, so ein romantisches Felsenthor bei Ardez, die Ruine Steinsberg und endlich der ungemein besuchte Kurort Tarasp-Schuls mit 16 Heilquellen (Eisensäuerlingen und Schwefelwaffer), welche dem Kurorte den Namen des „schweizerischen Kissingen" verschafft haben. — Den Übergang aus dem Engadin nach Tirol bildet die eine Meile lange Schlucht von Finster münz, welche einen gewaltigen Eindruck macht. Die mehrfach beseitigte alte Übergangsstraße ist seit 1855 durch eine treffliche neue Chaussee ersetzt, welche au der Höhe der Thalwand höchst kunstreich unter häufiger Anwendung von Stollen ausgeführt worden ist. Schon 1079 legte der bayrische Herzog Welf hier Befestigungswerke an, Herzog Sigmund errichtete später Sigmundseck, dessen Trümmer noch sichtbar sind, und gegenwärtig erhebt sich au der Westseite des Passes die starke Ferdiuaudsfeste, um mit ihren furchtbaren Schießscharten jedem unberechtigten Eindringlinge den Durchzug zu verwehren. 12. Die Srennerbahn. Durch das eigentliche Innthal, welches bei Finstermünz beginnt, ge- langen wir weiter uach Innsbruck. Dieses Thal bietet in seinem Verlaufe noch zahlreiche Glanzpunkte dar, wenngleich es im ganzen hinter dem roman- tischen Engadin, das wir durchwandert haben, zurückbleibt. — Bei Innsbruck beginnt die Straße, die zu dem wichtigen Brennerpaß führt. Der letztere bildet einen der niedrigsten Übergänge über die Alpen und ist daher schon in sehr früher Zeit höchst verkehrsreich gewesen. Zu der älteren, noch jetzt trefflich erhaltenen Chauffee, die sich hinter Innsbruck in mächtigen Kurven zur Höhe emporwindet, ist in neuerer Zeit die berühmte Breunerbahn gekommen, eins der großartigsten Werke der Eisenbahnbaukunst. Sie ist 1864 begonnen und im August 1867 vollendet worden. Sie steigt in etwa 9 Stunden 1069 in und hat auf der Südseite einen noch steileren Absturz. Noch mehr als diese Höhenverhältnisse steigerte die Natur des Terrains die zu überwindenden Schwierigkeiten des Baues. Auf der Nordseite, im Sillthale, besteht das Ge- stein aus Thouschieser, auf der Südseite aus Thonschiefer und Porphyr; das- selbe rutschte fortwährend ab und zerbröckelte, so daß die an dem Werke thätigen deutschen Ingenieure ebenso auf die härteste Probe gestellt wurden, wie ihre 30 000 italieuifchen Arbeiter. Dazu kamen noch die außerordentlich steilen Thalwände, welche Bahnanschnitte und einseitige Dämme nötig machten; an vielen andern Stellen mußten mächtige Tunnel angelegt werden. Die Szenerie wechselt jeden Augenblick und an dem Auge ziehen unausgesetzt die mannigfaltigsten und großartigsten Landschaftsbilder vorüber; grüne Matten werden durch schroffe Felswände, turmhohe Böschungen und grauenvolle Schluchten unterbrochen; auf schauerliche Einsamkeit folgen lachende Dörfer und altertümliche Städte, von
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