1885 -
Leipzig [u. a.]
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kaschmir. 235
Durch Kanäle ist der Fluß mit dem Wullersee verbunden, den die Insel
Lank ziert. Mit sanst geneigten, zahlreiche Dörfer tragenden Höhen erheben
sich über den Seespiegel die Vorberge jener Gebirgsründer, die das Kaschmir-
thal umfassen und weiterhin mit den Hochgebirgsketten des Himalaya in Ver-
binduug stehen. Mehrere Kilometer weiter führt der Pohru alle Gewässer
des nordwestlichen Kaschmirs in den Dschilum, welcher dann von Baramnla
an in wildem, raschem Laufe gewaltige Felsenpassagen zurücklegt, deren senkrechte
Wände bis zu einer Höhe von 300 m steigen. Diese durch Waldungen noch
besonders gehobenen, 128 km langen Engen werden nur einmal von einer
beträchtlichen wohlangebauten Weitnng unterbrochen, deren sanft abfallende
Bergränder mit Deodarawäldern geschmückt sind. Nach Überwindung seiner
Engen bildet der Dschilum iu südlicher Richtung die Grenze von Kaschmir. —
Das Karkitthal (Hochthal in der Landschaft Kargil, nordöstlich von Srinager).
Über das Kaschmirbecken erheben sich eigentümliche, aus Lehm oder lehmigem
Thon bestehende Plateaus, „Karewas" genannt, welche, wo die Bewässerung
fehlt, kahl und baumlos, doch, wo dieselbe vorhanden ist, äußerst fruchtbar und
wohlangebaut sind; tiese Rawinen trennen sie von einander. Von diesen Kare-
was überschaut das Auge gegen Süden die stufenweise emporsteigenden, in
wundervolle Farben getauchten Berge und Schneekuppen der Pir-Pandschal-
Kette. Zwischen den allmählich gegen das Thal auslausenden Hügelreihen liegen
größere und kleinere Thäler, in deren Busen die reinsten Gebirgsgewässer fließen,
welche höher hinauf eine Menge köstlicher Wasserfälle bilden; es ist dies eine
prachtvolle Gegend. Von den offenen, mit einer südlichen Vegetation bekleideten
Ebenen gelangt der Wanderer bald an das Ufer eines Flüßchens; je weiter er