1885 -
Leipzig [u. a.]
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
254 Asien.
begünstigt. Die Oberfläche des Bodens besteht aus einer Lage von Schlamm;
Gras oder andres Grün zur Bekleidung des Bodens fehlt gänzlich, da selbst
die niederen Rohrgewächse dünne und an den unteren Teilen blattleere Stiele
haben. Schönes, gleichmäßiges Grün ermangelt, wenn man von der frühesten
Entwickelung der Saaten absieht, überhaupt dem ganzen Bengalen. Was das
Mündungsdelta weiter anlangt, so fehlen als Hintergrund seiner zahlreichen
Arme auch die malerischen Hügel gänzlich, die z. B. am Hasen von Bombay
sich finden; dagegen sieht man, je mehr man sich der Hauptstadt nähert, die Zahl
der prächtigen Gebäude fortwährend wachsen und die Ufer verschönen. Nicht
minder geschieht dies auch durch sogenannte „Ghats", welche sich an den Ufern
entlang ziehen und teilweise von fürstlichen Familien der indischen Provinzen
als Landungsstellen für kleinere Schiffe oder als Badeplätze errichtet worden
sind. Der Eindruck, den die Hngliufer machen, ist ein sehr verschiedenartiger.
Die Reisenden, welche direkt von Europa kommen und hier zum erstenmal eine
indische Landschaft erblicken, find mit Recht entzückt von Bildern, wie sie dem
Auge bei der Annäherung an Kalkutta zu teil werden, während andre, die aus
dem Landwege von Bombay nach Madras farbigere Bilder geschaut haben,
nicht eineu so bedeutenden Eindruck gewinnen. Weiter östlich von dem Hugli
findet sich der Matlaarm, welcher weniger gefahrvoll beim Eintritt der See
und viele Kilometer weiter als der Hugli für Seeschiffe benutzbar ist.
Das östliche Bengalen ist durch die gemeinsame Bewässerung des Ganges
und Brahmaputra ein besonders üppiges Gebiet, aber auch in dem mittleren
Bengalen, unmittelbar nördlich von Kalkutta, zeigt sich sehr deutlich in Kultur
und Vegetation das Charakteristische für ein mäßig heißes Terrain, in welchem
zugleich periodische Überschwemmungen oder doch hohes Steigen des Grund-
Wassers den Boden stets sehr feucht erhält. Dies ist meist auch noch weiter
landeinwärts in der Nähe der großen Stromlinien der Fall. In den Ebenen
zu beiden Seiten des Ganges finden sich noch Palmen, wenn auch gegen das
Innere zu deutlich geschützt durch Kultur. Nähert mau sich den Gebirgsgruppen
im Süden, so verschwinden die Palmen bis auf seltene Spuren am Gebirgs-
raude sehr rasch, und in solchen Lagen wird der landschaftliche Charakter von
Bengalen wesentlich verschieden von solchen Formen, wie man sie in heißen
Klimaten zu finden gewohnt ist. Eine üppige tropische Vegetation darf man
nur da erwarten, wo das Meer nicht fern ist oder wenigstens ein großer Fluß
vorüberfließt. Wälder, selbst kleinere Baumgruppen, wenn sie nicht zugleich
ihrer Früchte wegen kultiviert werden, sind in den unteren Teilen Bengalens
selten, da die Feldkultur sehr ausgedehnt und sehr mannigfaltig ist; in Hindostan
find Obsthaine etwas häufiger. Die Feldkultur Bengalens hat viel von euro-
päifchem Feldbau Verschiedenes, indem dort namentlich auch Indigo, Opium
und Hanf gebaut werden.