1885 -
Leipzig [u. a.]
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
284 Afrika.
Stromschnellen bilden helfen. Das Ganze war märchenhafter, wilder, roman-
tischer als irgend etwas, was man außerhalb eines Theaters sehen kann."
Beschwerlicher Weg durch hohes Gras und Jungle, dann über große
Grasflächen und Bergeshöhen hinweg führten Speke von den Jsambafällen,
welche weiter unterhalb liegen, zu den Riponfällen, die, wie erwähnt, dem
Austritte des Viktoria-Nils aus dem Viktoriasee nahe sind. Der Anblick der-
selben ist ein sehr schöner, der auf lange Zeit fesseln kann. Die breite Fläche des
Viktoriasees wird zwar durch einen Bergausläufer von der Ansicht ausgeschlossen
und die ungefähr 4 m hohen Fälle werden durch Felsen gebrochen, doch ist der
Anblick der 130—170 m breiten Wasserfläche wegen der sonstigen Szenerie be-
wundernswert. Das Getöse des Wassers, die Tausende von wandernden Fischen,
die mit aller Gewalt aus den Fällen heraussprangen; die Wasoga- und Wa-
gandafischer, die mit Booten herauskamen und sich auf den Felsen mit Ruten
und Haken postierten; die Krokodile und Hippopotamns, die schläfrig auf dem
Wasser lagen; die Fähre, die oberhalb der Fälle im Gange war; Rinder, die
zum Trinken an den Rand des Sees getrieben wurden; dies alles zusammen
mit dem hübscheu Rahmen des Landes — kleinere mit Gras gegipselte Berge
und Bäume in den Einsenkungen und Gärten an den unteren Abhängen —
machte das Bild zu einem so interessanten, wie man es nur zusehen wünschen konnte.
Nach R. Hotz und I. H. Speke.
5. ^ li t s s i ll i t n.
Jeder, der die abessinischen Alpen gesehen hat und dabei über Herz und
Verständnis für die Natur gebietet, ergeht sich iu begeisterten Schilderuugeu der
großartigen Schönheiten der dortigen landschaftlichen Szenerie. Die Bildung
dieser äthiopischen Alpen hat aber ihre eigne Art. Selten zeigen dieselben sanft-
wellige Rücken; die Abhänge sind jäh, von Tobeln zerklüftet, von tief einge-
schnittenen Spaltungen und Schluchten durchfurcht. Manchmal sehen die Thal-
gehänge wie zerfressen aus. Überall aber fällt die vom Hundertsten ins Tausendste
fortgesetzte Terrassenbildung an den Abhängen ans. Diese Terrassen, gewöhnlich
Schichtenköpfe bildend oder wenigstens solchen anliegend, meist einander parallel
streichend und horizontal gerichtet, größer und kleiner, werden öfter von mäch-
tigen Schutt- und Geröllkegeln unterlagert. Manchmal sind die Bergrücken selbst
zerklüftet und iu Bergsporne, Berggrate aus einander gerissen. An einzelnen
Berggraten türmen sich wieder Terrassen aus Terrassen über einander, bis dann
der Gipfel bald spitz, bald gerundet das Ganze endet. Aber auch isolierte Felsen
von sonstigen abenteuerlichsten Formen, Dome, kastellartige Gruppen, Zacken oder
Hörner darstellend, ragen entweder an den Abhängen oder ganz einsam stehend
hervor. Manche von solchen Bildungen bewandete Schluchten könnten äußerlich
an die Cannons des südwestlichen Nordamerika oder an die chinesischen Löß-
bildungen erinnern. Außerordentlich häufig sieht mau in ganz Abessinien Tafel--
berge mit schroffen, entweder einfach oder kompliziert terrassenförmig gestalteten
Abhängen. Der Volksmund nennt derartige Bergbildnngen Amba. Die platten
Gipfel derselben dienen oftmals zur Anlage von Dörfern, Klöstern n. dergl.
Ihre Abhänge sind schwer zugänglich, ihre Plattformen leicht zu verteidigen.