1885 -
Leipzig [u. a.]
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Rocky-Mountains. Die mittleren Hochebenen Nordamerikas. 331
sich viele Kilometer weit ausdehnt, eingeschlossen von den höchsten Spitzen
der Rocky-Mountains, an vielen Stellen von dichten Fichtenwaldungen um-
geben und an seinen südlichen Ufern von langen, engen und tiefen Einlassen
unterbrochen. Das Wasser des Sees verrät nicht nur durch seineu Schwefel-
gehalt die vulkanische Thätigkeit des Bodens, sondern es legen von derselben
auch die zahlreichen heißen Quellen Zeugnis ab, welche die User des Sees um-
geben, ja noch einige zwanzig Schritte vom Ufer dem kalten Wasser des Sees
selbst entsteigen. — Im Westen des großen Aellowstonefees liegt die hier
niedrige und nur wenige Kilometer breite Hauptkette der Rocky-Mountains.
Jenseits derselben liegt, etwa 75 km von dem Ufer des Aellowstonesees,
der Shoshonesee, aus dem der Snake-River abfließt, umgeben von den
großartigsten und merkwürdigsten Geisern der Welt. Die wunderbarste Region
dieser Gegend bildet das obere Thal des Madisonslusses, welches in
seinem Verlaufe viele Hunderte von Geisern, heißen Quellen und Fontänen ent-
hält, die heiße Wasserstrahlen bis zu einer Höhe von 83 m emporwerfen. Die
Atmosphäre ist stets mit heißem Dampfe und schwefligen Gerüchen erfüllt, die
Erdspalten entströmen; allenthalben schießen Dampfstrahlen pfeifend aus dem
Erdboden empor. Der Madisonsee, welcher den Madisonfluß entsendet,
wird von zahlreichen Bergströmen genährt und von hohen, mit Fichtenwalduugeu
bedeckten Bergen umschlossen. Unter den Geisern dieser Gegend ist der „Giant"
der gewaltigste; ihm steht der „F äch er g eis er" an Großartigkeit nahe.
Nach Prof. Hah den,
7. Die mittleren Hochebenen Nordamerikas.
Westwärts von den Rocky-Mouutains breiten sich bis zum 48.° nördl. Br.
ausgedehnte Hochebenen aus. Die östlicheren bilden eine höhere Stufe im Gegen-
sah zu den westlicheren, von welchen sie durch beträchtliche Gebirgsketten, wie
die Wasatchberge im'osten des großen Salzsees und das Bergland im
Innern von Arizona, getrennt sind. Von den Quellflüssen des Colorado, dem
Green und Grand River, sowie dem San Juan durchflössen, senken sie sich
allmählich von 2000—1500 in herab, um mit dem Plateau von Mexiko zu
verwachsen. Weit ausgedehnter noch sind die westlichen Hochebenen, die in einer
mittleren Höhe von 1200—1400m die Territorien Washington, Oregon,
Idaho, Nevada und Utah erfüllen und viele kleinere Gebirgsketten auf-
gesetzt tragen. In den ebenen Teilen sammelt sich das Wasser zu öden Salz-
sümpfen an, deren größter der Große Salzsee ist. Die Küstengebirge
halten jede Feuchtigkeit von diesen zentralen Hochebenen fern, und da die Flüsse
sich durch die Kraft ihres Falles und den aus hochgelegenen Quellen geschöpften
und deshalb nie versiegenden Wasserreichtum in dem der Erosion zugänglichen
Boden tieseriuueu („Canons") zu bilden vermochten, so kommt auch die ihnen
entsteigende oder den Boden durchdringende Feuchtigkeit wenig in Betracht.
Daher ist der größte Teil jener Hochebenen ödes Land, das gegen Süden hin
völlig zur Wüste wird. So nimmt im Süden des 38.u nördl. Br. die Mohave-
wüste einen Flächenraum von 160 000 qkm ein, auf welchem nur die etwa
1000 m hoch steigenden Hügel einen etwas erfreulicheren Eindruck machen.
Im Westen dieser Wüste finden sich einige Depressionen, die gegen 90 m unterm
Meeresspiegel liegen und wahrscheinlich ausgetrocknete Seebecken darstellen.