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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 128

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
128 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. sie, wie es in den polnischen Landesteilen mitunter geschah, den Unfrieden zwischen den Bekenntnissen schrte. Der Zwiespalt wurde durch uerungen des Papstes und durch die preuischen Maigesetze" vom Jahre 1872 verschrft: die Erziehung katho-lischer Geistlichen sollte auf deutschen Schulen erfolgen, junge Theologen nicht nur in ihrem Fach, sondern auch m allgemeiner Bildung" eine Pr-fung ablegen, die Ernennung von Geistlichen dem Oberprsidenten der Pro-vinz durch den Bischof angezeigt werden. Bischfe und Geistliche kehrten sich nicht an diese Bestimmung: da sperrte der Staat widersetzlichen Bischfen ihre Bezge; ungehorsame Geistliche, auch mehrere Bischfe, wurden be-straft und abgesetzt. Da es bald an Geistlichen mangelte, schrieb ein Reichsgesetz die brger-liche Trauung und die brgerliche Beurkundung des Personenstandes vor: Eheschlieung und Fhrung der Standesbcher (der Geburts-, Heirats-und Sterberegister) wurde den Pfarrern entzogen und den Gemeinde-beamten bertragen; in Baden wurde schon damals die konfessionslose oder Simultanschule gesetzlich eingefhrt. Alle diese Gesetze erklrte der Papst fr ungltig und bedrohte alle Pfarrer, die sich ihnen fgten, mit dem groen Bann. Bismarck aber erklrte: Nach Kanossa gehen wir nicht !" So mute die Verwirrung immer schlimmer werden: in der Seele gerade der treuesten Priester und Laien lagen Frmmigkeit und Vaterlandsliebe im Streit; ein Vierteil aller Katholiken in Preußen entbehrte der ordnungsmigen Seelsorge, und in den andern Lndern stand es nicht besser. 3. Da starb Papst Pius Ix. Sein Nachfolger Leo Xiii. zeigte dem Kaiser seine Wahl an und sprach die Hoffnung aus, der Monarch werde die alten guten Beziehungen zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl wiederherstellen helfen. Dem freundlichen Schreiben entsprach eine freund-liche Antwort, und ein Ausgleich, auf den Bismarck lngst bedacht war, kam allmhlich zustande: der Papst erkannte die Anzeigepflicht der end-gltige Anstellung von Priestern an, und der Staat verzichtete auf die schrfsten Gesetze, namentlich auf die Bildungsvorschriften und das Kul-tureramen" der Geistlichen. Bestehen blieb jedoch die obligatorische Zivil-ehe" und die brgerliche Standesbuchfhrung, auch das Verbot des Je-suitenordens, während die mnnlichen und weiblichen Orden, die der Krankenpflege oder dem weiblichen Unterrichte dienten, unter jedesmaliger Genehmigung des Kultusministers wieder zugelassen wurden. 4. In diesem Kulturkampf" zwischen zwei Weltanschauungen ist das christliche Bewutsein in der katholischen, aber auch in der evange-lischen Kirche erstarkt: den Katholikentagen und der katholischen Presse gegenber pflegt der Evangelische Bund die protestantischen Angelegen-
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