1897 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Inbegriff der Heimat. 5
andere Gebräuche und Sitten als der Masure, Natanger oder Oberländer.
In jedem von diesen Landstrichen sieht es auch in betreff der Bodenform :c.
anders aus.
Ähnliche Bemerkungen machen wir, wenn wir in Westfalen etwa das
Münsterland oder Mindener Land neben die Grafschaft Mark stellen. Wenn
also vorhin genannte Methodiker in dem heimatkundlichen Unterricht die
„heimische Landschaft" behandeln, könnten eben nur dergleichen Landstriche
in Betracht kommen.
In der Praxis macht sich hier aber ein Übelstand bemerkbar. Die
betreffenden Landschaften sind nicht durch bestimmt normierte Grenzen ein-
geschlossen, sondern ihre Übergänge in die Nachbargegenden sind meistens in
jeder Beziehung allmähliche. Wenn aber, wie späterhin gezeigt werden soll,
der Unterricht in der Heimatkunde eine Vorstufe des geographischen Unter-
richts sein soll, so wird hier der Begriff von Landesgrenze oder Landesein-
teilung nicht genügend vorbereitet. Es erscheint daher die Forderung vieler
Methodiker gerechtfertigt, in der Heimatkunde auch die betreffende Kreis-
oder Bezirkseinteilung zu berücksichtigen und mit einer einfachen, kurzen
Betrachtung des engern Vaterlandes oder der heimatlichen Provinz zu
schließen.
Die Provinzen des preußischen Staats bilden meistenteils auch in
ethnographischer und physischer Beziehung ein abgeschlossenes Ganzes, und
auch im Volksmunde gilt die Heimatprovinz als Inbegriff der Heimat. So
z. B. bezeichnet sich ein Masure oder ein Oberländer in anderen deutschen
Gegenden gewiß als Ostpreuße oder Altpreuße, und der Markaner oder der
Bewohner des Münsterlandes als Westsale. Der Pommer, Sachse, Schlesier:c.
betrachten eben auch die betreffende Provinz als ihr Heimatland.
Obige Ansicht über den Begriff von Heimat im heimatkundlichen
Unterricht vertritt Kehr in seiner Praxis der Volksschule. Die meisten
Herausgeber von Heimatkunden haben diese Ansicht praktisch durchgeführt.
Auch ist diese Annahme in Übereinstimmung mit den Allgem. Best, vom
15. Oktober 1872. — Es ist aber hier noch zu bemerken, daß ein Abschluß
mit der heimatlichen Provinz nicht so zu verstehen ist, als ob der Unterricht
dieselbe auf dieser Stufe in allseitiger, erschöpfender Weise zu behandeln
hätte. Dies ist vielmehr Aufgabe der Oberstufe, und ist dort
die Heimatprovinz geeigneten Orts in der Vaterlandskunde gründlich zu
behandeln.
Fassen wir nunmehr den Inbegriff von „Heimat", wie sie im Heimat-
kundlichen Unterricht zur Behandlung kommt, zusammen: Sie soll den
Heimatort mit Umgebung, die heimische Landschaft und Hei-
matxrovinz als Unterrichtsgegenstand umfassen.
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