1897 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iv. Physische und politische Geographie oder Länderkunde? 31
deutsche Tiefland. Jedes dieser Bodengebiete umfaßt mehrere Landschaften,
die je nach der Unterrichtsstufe wieder mehr oder weniger selbständig her-
vortreten können. So enthält der erste von den genannten Erdräumen an
Landschaften: die deutschen Alpen, das oberdeutsche Hochland, den Böhmer-
wald und den schwäbisch-fränkischen Jura.
Bei der länderkundlichen Behandlung stehen natürlich die natürlichen
Verhältnisse des betreffenden Landes mit ihren Wechselbeziehungen im Vorder-
gründe. Zwar darf man sich in der physischen Geographie auch nicht „in
ferne Weiten" verirren. Das Hauptaugenmerk hat man auf die für ein
Land charakteristischen Verhältnisse zu richten. Das Klima wird in
großen Zügen gezeichnet, wie es sich aus der Lage des Landes zum Äquator,
zum Meer :c. sowie aus seiner Bodenform und etwaiger Einwirkung der
Meeresströmungen ergiebt. Bei den Produkten hebe man besonders die für
das Land charakteristischen hervor, hauptsächlich die, welche für die Kultur-
bestrebungen des Volkes besondere Bedeutung haben (z. B. die Kulturpflanzen
Westindiens). Ausführliche naturgeschichtliche Behandlungen gehören natürlich
nicht in den geographischen Unterricht.
In welcher Weise findet nun die „politische Geographie" bei dieser
Länderkunde ihre Erledigung? — In sehr natürlicher Weise! Die nötigen
staatlichen und topographischen Objekte ergeben sich aus der Betrachtung der
Natur des betreffenden Landes, oder lassen sich im ungünstigsten Falle leicht
an geeigneten Stellen einschieben. Die merkenswerten Städte stehen mit
der Natur des Landes in so enger Wechselbeziehung, daß man sich in den
meisten Fällen Zwang auferlegen muß, wollte man sie für einen besonderen
„politischen" Teil aufsparen. Die staatlichen Eigentümlichkeiten erwähnt
man, wenn man von der Bevölkerung des Landes spricht.
Zur nähern Illustration des Gesagten mögen einige Beispiele dienen!
Die Natur Norwegens weist die Bewohner meistenteils auf die Meeres-
küste an. Ihre Nahrungsquellen liegen hauptsächlich im Seehandel und
Fischfang. Das Küstenland ist deshalb auch am meisten bevölkert, und werden
hier die wichtigsten, für die ganze Bevölkerung im allgemeinen bedeutungs-
vollsten Wohnplätze zu suchen sein. Es sind dies die Seehandelsstädte
Christiania, Bergen, Drontheim und als nördlichste das kleine Hammerfest.
Wo das Gebirge in seinem Schöße großartige Schätze darbietet und die
Bewohner zur Ausbeute derselben auffordert, werden Städte mit Bergbau,
Hüttenbetrieb und Industrie aufzufinden sein, z. B. Dannemora, Falun und
Sala in Schweden mit beziehentlich Eisen-, Kupfer- und Silberbergbau.
Will man in einfachen Volksfchulverhältnissen diese Städte nicht merken
lassen (was nur zu billigen wäre), so genügt es, die Gegend nördlich vom
Mälarsee als reich an Bergwerken zu bezeichnen, deren Ergebnisse zum großen