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1. Die Geographie in der Volksschule - S. 35

1897 - Gera : Hofmann
1. Die Kulturgeographie. 35 von Einfluß gewesen ist. Sie befaßt sich demnach mit den Staatsformen und Staatseinrichtungen der Völker, prüft ihre Hilfsquellen und ihre Machtstellung, beschäftigt sich mit ihrem wirtschaftlichen Leben, weist nach, was auf dem Gebiete des Bodenbaues und Handfleißes geleistet wird, und wie dieser sich unter Aus- beutung der mineralischen Bodenschätze, Verwertung und Vermehrung der Roh- Produkte und Anwendung neuer Erfindungen auf dem Gebiete der Technik zur Großindustrie erweitert hat, die nun ihrerseits wieder von bedeutendem Einfluß auf Handel und Verkehr im eigenen Lande und in den Nachbarländern ge- worden ist. Sie weist ferner nach, in welchem Maße sich der Blick der Völker auf ferne überseeische Gebiete gerichtet hat, um deren Gaben den heimischen Bedürfnissen dienstbar zu machen, welche Rolle also das einzelne Volk im Welthandel und Weltverkehr spielt, ob es drüben sichere Stützpunkte seines Handels hat, und inwieweit seine Kolonialbestrebungen durch Gründung und Entwickelung von Kolonien von Ersolg gewesen sind, endlich ob und in welchem Umfang diese oder andere überseeische Länder von Einfluß auf die Aus- Wanderung sind, und welche Bedeutung diese für den betreffenden Staat hat. So läßt erst die Kulturgeographie die Erde so recht als „Erziehungs- Haus des Menschengeschlechts" erscheinen, in dem unter dem Einfluß der heimatlichen Natur die Kulturanlagen des Menschen entwickelt, seine Kräfte im Kampfe mit Widerwärtigkeiten der heimatlichen Scholle gestärkt, sein Geist zu angespannter Thätigkeit genötigt wird. „Aber das sind doch Forderungen, die eine Volksschule unmöglich er- füllen kann!" wird der Leser sagen, und von seinem Standpunkt aus mit Recht, wenn man bedenkt, wie wenig bis heute manche Lehrerbildungsanstalten auf derartige Fragen Rücksicht nehmen. Auch wäre es thöricht, die voran- geschickte Charakteristik der Kulturgeographie in vollem Umfange auf die Volksschule beziehen und hier in die Praxis umsetzen zu wollen. Die Forderung ist vielmehr dahin zu ermäßigen, daß die Volksschule naheliegende kulturgeographische Stoffe berücksichtigen soll. Sie kann sich dieser Zeitforderung nicht verschließen, wenn andererseits der pädagogische Grundsatz: „Unterrichte kulturgemäß!" nicht ganz beiseite geschoben werden soll. Oder ist etwa das zwecklose Memorieren bedeutungsloser Städtenamen, Nebenflüsse, Höhenziffern und topographischer Sonderbarkeiten wichtiger für die Bildung des Schülers, als eine zweckentsprechende Berücksichtigung der Verhältnisse der Bedürfnisse des praktischen Lebens? Was ein Volk ist, was es erstrebt und bis jetzt erreicht hat, das ist neben dem praktischen Nutzen der Erdkunde ins Auge zu fassen. Der Name „Kulturgeographie" klingt uns uoch fremd; die Sache selbst ist nicht so schwierig, wenn der Lehrer nur über die nötige Einsicht und Kenntnis verfügt. Man stelle den bisherigen 3*
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