1897 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1. Die Kulturgeographie.
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von Einfluß gewesen ist. Sie befaßt sich demnach mit den Staatsformen und
Staatseinrichtungen der Völker, prüft ihre Hilfsquellen und ihre Machtstellung,
beschäftigt sich mit ihrem wirtschaftlichen Leben, weist nach, was auf dem Gebiete
des Bodenbaues und Handfleißes geleistet wird, und wie dieser sich unter Aus-
beutung der mineralischen Bodenschätze, Verwertung und Vermehrung der Roh-
Produkte und Anwendung neuer Erfindungen auf dem Gebiete der Technik zur
Großindustrie erweitert hat, die nun ihrerseits wieder von bedeutendem Einfluß
auf Handel und Verkehr im eigenen Lande und in den Nachbarländern ge-
worden ist. Sie weist ferner nach, in welchem Maße sich der Blick der
Völker auf ferne überseeische Gebiete gerichtet hat, um deren Gaben den
heimischen Bedürfnissen dienstbar zu machen, welche Rolle also das einzelne
Volk im Welthandel und Weltverkehr spielt, ob es drüben sichere Stützpunkte
seines Handels hat, und inwieweit seine Kolonialbestrebungen durch Gründung
und Entwickelung von Kolonien von Ersolg gewesen sind, endlich ob und in
welchem Umfang diese oder andere überseeische Länder von Einfluß auf die Aus-
Wanderung sind, und welche Bedeutung diese für den betreffenden Staat hat.
So läßt erst die Kulturgeographie die Erde so recht als „Erziehungs-
Haus des Menschengeschlechts" erscheinen, in dem unter dem Einfluß der
heimatlichen Natur die Kulturanlagen des Menschen entwickelt, seine Kräfte
im Kampfe mit Widerwärtigkeiten der heimatlichen Scholle gestärkt, sein
Geist zu angespannter Thätigkeit genötigt wird.
„Aber das sind doch Forderungen, die eine Volksschule unmöglich er-
füllen kann!" wird der Leser sagen, und von seinem Standpunkt aus mit
Recht, wenn man bedenkt, wie wenig bis heute manche Lehrerbildungsanstalten
auf derartige Fragen Rücksicht nehmen. Auch wäre es thöricht, die voran-
geschickte Charakteristik der Kulturgeographie in vollem Umfange auf die
Volksschule beziehen und hier in die Praxis umsetzen zu wollen.
Die Forderung ist vielmehr dahin zu ermäßigen, daß die Volksschule
naheliegende kulturgeographische Stoffe berücksichtigen soll. Sie
kann sich dieser Zeitforderung nicht verschließen, wenn andererseits der
pädagogische Grundsatz: „Unterrichte kulturgemäß!" nicht ganz beiseite
geschoben werden soll.
Oder ist etwa das zwecklose Memorieren bedeutungsloser Städtenamen,
Nebenflüsse, Höhenziffern und topographischer Sonderbarkeiten wichtiger für
die Bildung des Schülers, als eine zweckentsprechende Berücksichtigung der
Verhältnisse der Bedürfnisse des praktischen Lebens? Was ein Volk ist, was
es erstrebt und bis jetzt erreicht hat, das ist neben dem praktischen Nutzen
der Erdkunde ins Auge zu fassen. Der Name „Kulturgeographie" klingt
uns uoch fremd; die Sache selbst ist nicht so schwierig, wenn der Lehrer nur
über die nötige Einsicht und Kenntnis verfügt. Man stelle den bisherigen
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