1. Asien
- S. 32
1916 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Sievert, August, Harms, Heinrich, Riedel, Johannes, Eggers, Willy, Brüning, Kurt, Müller, Albin Arno, Ester, Karl d', Lücke, Emil, Lehmann, Herbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
ü. Teil: Vorderasien.
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richteten sich die Kreuzzüge, durch die Palästina verwüstet wurde. 1517 eroberten die Os-
mauen das Laud, dereu unbestritteuer Besitz es bis heute blieb.
Die Zahl der Bewohner beträgt vielleicht 1 Million (zur Zeit Salomos 4 Millionen?).
Sie sind zu 80% Mohammedaner, und zwar Syrier und Araber; auch die Landessprache
ist arabisch. Türken sind nur in geringer Zahl vorhanden, ebenso Juden (vielleicht
80 000), Griechen und „Franken" (Westeuropäer). Das Deutschtum wird in erster Linie ver-
treten durch die 1300 württembergischen Templer (s. unten).
b) Kulturpcrljältniffe. &urch die Türkeuwirtschaft wurde das Land aufs äußerste
heruntergebracht. Erst seit 1840 macht sich durch mancherlei Reformen (Schulwesen usw.), durch
die Tätigkeit der Missionen, durch Einwanderungen (z. B. Tenipler, Inden) und ueuerdiugs
durch Bahubauteu und durch das Eingreifen europäischen Kapitals eine Besserung der Ver-
hältnisse bemerkbar. Unter den Einwanderern sind die württemliersiischen Templer für das
Land sehr segensreich gewesen. Die „Tempelgesellschaft", eine 1854 in Württemberg ent-
standene, von der Kirche ausgeschlossene Sekte, siedelte 1868 nach Palästina über und gründete
hier nach und nach 5 Kolonien, 3 an der Küste (Haifa, Jaffa, Sarona bei Jaffa, eine bei Jern-
salem und 1904 eine fünfte bei Lydda, an der Bahn Jaffa—jerusalem). Die Templer haben
sich als tüchtige Kolonisten bewährt und durch Hebung des Wein- und Garten-, wie auch des
Wegebaues (sie führten den Gebrauch der Wagen eiu) anregend auf die übrige Bevölkerung
gewirkt. Auch Handel und Verkehr sind zu einem großen Teil in ihren Händen. Überhaupt
nimmt der Einfluß der Deutscheu zu. „Deutsche Gasthäuser und Kansläden mehren sich; auch
erzielt die deutsche Mission immer mehr Erfolge." — Weniger bedeutsam ist die durch die
„Ziouisteu" ins Werk gesetzte Einwanderung von Juden. Statt sich dem Bodenbau zu
widmen, „lassen sie sich in den Städten, vor allem in Jerusalem, nieder und leben fast aus-
schließlich von den Unterstützungen, die sie von ihren Volksgenossen in Europa erhalten" (Theo-
bald Fischer).
Der Bodenbau ist in erster Linie von den beiden Regenzeiten (Winter und Frühling) ab-
hängig, besonders vom Frühlings- oder Spätregen. Bleibt dieser aus, dauu ist die Ernte
verloren, denn von Mai bis Oktober blaut ein eherner Himmel über dem Lande. Bebannngs-
fähig sind in der Hauptsache uur die Täler (in die die Ackerkrume hinabgespült und -geweht wird)
und die unteren Bergabhänge, die man zu Stufen umgestaltet, um die Erde festzuhalten.
Die Sommerdürre macht für eine ganze Reihe von Gewächsen die künstliche Bewässerung
uötig (Zisternen, Wasserleitungen, Schöpfräder), die an: höchsten in der salomonischen und dann
in der römischen Zeit entwickelt war, woraus sich erklärt, daß das Land damals, wie aus der
großen Anzahl von Ruinen und Trümmern hervorgeht, eine drei- und viermal so große Be-
völkeruug ernähren konnte. Und so viel könnte es nach Theob. Fischer auch heute uoch mindestens
ernähren, wenn man die genügenden Berieselungsanlagen schaffen würde. Im übrigen schreibt
Fischer: „Ein Land, wo Milch und Honig fließt, konnte schon im Altertum Palästina nur in den
Augen vou Wüstenbewohnern sein, genau so, wie man sich bei den Schilderungen der Oase
von Damaskus als irdisches Paradies seitens arabischer Dichter gegenwärtig halten muß,
daß sie von Wüstenbewohnern ausgehen." Heute ist vielleicht nicht die Hälfte (nach einigen
nur V7) des Landes angebaut. Zur Ausfuhr gelangen in erster Linie Gerste, Weizen
(namentlich aus dem Hanran), Apfelsinen, Olivenöl1, Olivenseife, Wein. Der Wein-
und der Oraugeubau hebt sich besonders durch die Tätigkeit der Deutscheu und anch der
Juden. — Als ein charakteristischer Industrie-Zweig muß die Anfertigung der sogenannten
Devotionalien (Rosenkränze, Kruzifixe usw.) aus Olivenholz und Perlmutter genannt
werden, wovon jährlich für fast 1 Million Mark ins Ausland gehen. — Der Handel hebt sich
in ueuerer Zeit durch Ausbau des Wegenetzes (für den Besuch unseres Kaiserpaares ge-
legentlich der Eiuweihuug der Erlöserkirche wurdeu in größtem Umfange Straßen ausgebessert
und neu gebaut!) und durch Bahnbauten (Jaffa—jerusalem, die Hedschasbahn vou Damas-
kns nach Medina mit einer Abzweigung nach Westen durchs Jordantal und die Ebene Jesreel
nach dem Hafeu Haifa).
1 Gleicht an Güte dem Provenceöl.