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1. Hamburg - S. 21

1899 - Hamburg : Kloß
— 21 — den Grund des Fleetes, stemmt die Schulter gegen das obere Ende und schiebt, vorn übergebeugt, mit ganzer Kraft, langsam auf dem Rande der Schute einen Fuß vor den anderen setzend. Jetzt eilt er in großen Sprüngen nach vorn, um rechtzeitig einer entgegenkommenden Schute auszuweichen, und jetzt wieder drückt er die geduldige und langsame Schildkröte mit aller Ge- walt nach rechts, damit sie sich den Kops nicht an der Mauer stoße. Der Mann schwitzt, daß ihm die hellen Schweißtropfen über die Stirn laufen. Er läßt sie getrost ins Wasser fallen. Der Ewerführer muß eiu echtes Hamburger Kind und am Hafen aufgewachsen sein, sonst eignet er sich schwerlich die Kraft und Geschicklichkeit an, eine Schute ordentlich durch die Fleete zu führen. Endlich ist er am Ziel. Die Schute hält am Speicher. Ein Ruf; im dritten Stockwerk wird eine Thür weggezogen; ein großes, schwarzes Loch wird sichtbar; zwei Quartiersleute treten in ihren schwarzen, glänzenden, kurzen Jacken dicht an den Rand und gucken in die Tiefe hinab; ein Gruß und einige freundliche Worte in derbem Plattdeutsch tönen herunter und hinauf. Schon kommt eine andere Schute herbei und legt sich neben die erste. Sie trägt eine kleine Dampfmaschine. Ein Seil wird über die Rolle gelegt, welche hoch oben an einem hervorstehenden Balken sitzt. Jetzt beginnt das Abladen. Die Ballen werden einer nach dem andern angehakt, die Dampfmaschine windet sie hinauf, und die Quartiersleute ziehen sie in den Speicher. Freilich wird das Hinaufziehen der Ballen an manchen Speichern noch ohne die Hilfe der Dampfkraft vollbracht. Dann ist die Arbeit eine viel beschwerlichere. So ist es heute iu den Fleeten; ganz ähnlich war's vor hundert Jahren und vor zweihundert Jahren auch. Lenke deinen Spaziergang über den Hopfenmarkt zur Reimersbrücke und sieh dort zu, welche Beziehungen die alten Speicher der Katharinen- straße und des Grimm zu dem Fleete unterhalten. Es wird ein segensreiches Stündchen sein, welches du auf den Brücken und in den Straßen der alten, geschäftigen Handelsstadt bei Fleeten und Speichern verlebst. Geh nur erst einmal hin, so weiß ich, daß man dich zum zweiten Mal dort findet.
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