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1. Hamburg - S. 22

1899 - Hamburg : Kloß
— 22 — Die Fleete haben sich stets großer Fürsorge seitens der Stadtverwaltung zu erfreuen gehabt. In früherer Zeit war es die Aufgabe der beiden jüngsten Senatoren, die nötigen Ver- anstaltungen zu treffen, damit die Fleete die gehörige Tiefe hätten und rein gehalten würden. Trotz aller Verbote wurden aber doch von den Anwohnern allerlei Gegenstände, deren sie sich zu entledigen wünschten, in die Fleete geworfen. Das hatte zur Folge, daß eine Zahl von Lumpensammlern zur Ebbezeit, wenn die Fleete ganz oder teilweise trocken waren, dieselben sorgfältig nach solchen Dingen durchsuchten, welche sie irgendwie glaubten gebrauchen oder verkaufen zu können. Sie wurden allgemein die Fleeteukieker genannt. Jetzt verhindert die Polizei durch Ordnungsstrafen die Verunreinigung der Fleete mehr als jemals zuvor, und die Gesellschaft der Fleetenkieker ist ver- schwnnden. -— Auch die zahlreichen Brauereien, welche vor langen Zeiten in Hamburg bestanden, pflegten ihre Abfälle in die Fleete zu fchütteu, aus denen die Treber in die Elbe gespült wurden. Sie waren den Fischen eine sehr erwünschte Nahrung, weswegen dieselben in der Unterelbe immer zahlreicher wurden. Man er- zählt sich, daß besonders der wohlschmeckende Lachs sich in großen Scharen einfand. Er ging dem Zufluß der Nahrung nach und kam bis in unsere Fleete. Jedermann konnte damals die fetten Lachse in den Fleeten ebenso wie in der Elbe fangen. Lachs wurde hier eine fo alltägliche Speise, daß die Hamburger Dienst- mädchen, Knechte und Gesellen sich bitter darüber beklagten, wie es ihnen bei ihren Herrschasten doch gar so traurig erginge, daß sie fast täglich Lachs essen müßten. Sie stellten bei künftigen Vermietungen die Bedingung, daß sie sich nicht öfter als zwei- mal wöchentlich mit dieser Speise behelsen müßten. — Heute ist die Zahl der Brauereien kleiner, die Treber werden als Viehsutter verwandt, die Fleete sehen säuberlicher aus, aber auch die fetten Lachse sind verschwunden. Die häßliche Ratte ist die Bewohnerin der Fleete geworden. Niemand wird jetzt sich zu beklagen haben, daß er zu viel Lachs essen müsse. *
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