1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Tunnel, der vom Fleet her unter einem Hause hindurchführt,
dem Marktplatze zu, 6 oder 8 Kiepen, 10 oder 12 Körbe an
der Tracht tragend. In 2, 3 und mehr Schichten werden die
Körbe und Säcke auf dem Platze aufeinander gepackt; sogar bis
zu 1 */2 Metern Höhe ist das Aufstapeln erlaubt. Nur die mit
Sandsteinplatten belegten Fußwege bleiben frei, so daß die auf-
gehäuften Waren in Reihen und Gruppen schöu geordnet sind.
5000 Kiepen, Körbe u. s. w. kann man in einer Längsreihe
und 20 000 und mehr auf dem Marktplatze zählen. Der Kirche
unmittelbar gegenüber haben die Bardowiekerinnen ihren Platz.
Wir erkennen sie leicht an den großen, runden, eigentümlich ge-
stalteten Kiepen und an den merkwürdigen, langen Körben, deren
Boden in der Mitte eingedrückt ist, wodurch die Körbe sich eignen,
auf dem Kopfe getragen zu werden. Während wir sonst bei-
nahe in jeder Gruppe auf dem Markte Kartoffeln, Bohnen,
türkische Erbsen, Kohl, Salat, Gurken, Rüben mit allerlei an-
derem Gemüse, auch mit Himbeeren, Stachelbeeren, Johannis-
beeren, Blau- oder Bickbeeren, Krons- oder Preißelbeeren u. s. w.
nebeneinander sehen, bieten die Bardowiekerinnen nur Zwiebeln,
gelbe Wurzeln, Karotten, Kohlrabi, Petersilie, Sellerie, Suppen-
kraut, Kerbel, Rettiche, Dill u. s. w. seil. Auf dem Stück der
Straße zwischen der Reimersbrücke und der Trostbrücke steht
Obst, nur Obst. Auch hier zähleu wir viele hunderte von
Körben und Körbchen. Es dürfte viele Leute in Hamburg
geben, die niemals so viel Kirschen, Birnen u. s. w. bei einander
gesehen haben, als hier zu einem Markte ausgetragen werden.
Eine Stunde vor Anfang des Marktes beginnt auch die
Auffahrt der Hamburger Grünwarenhändler. Sie hat schwerlich
ihresgleichen. An den Eingängen der Straßen, die zum Hopfen-
markt führen, warten die „Grünhöker", Wagen an Wagen
gedrängt, auf die polizeiliche Erlaubnis, die Grenze des Markt-
gebietes zu überschreiten. Durch die Mattentwiete, die Deich-
straße, die Görtwiete, den „Kleinen Bnrstah", den Hahntrapp,
die Bohnenstraße und über die Trostbrücke strömt es sodann
herbei. Überall sind Konstabler ordnend dazwischen. Auf dem
Straßendamm vor der Kirche, vom Hahntrapp zur „Neuenburg",