1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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seines Franzosenreiches und schickte ein paar tausend französische
Soldaten zur Besatzung hierher. Dieselben betrugen sich sehr
hochmütig und erregten allgemeinen Unwillen. Groß war darum
die Freude, als in dem neueu Kriege von 1813, welchen die
Preußen, Russen und Österreicher gegen Napoleon führten, der
russische Oberst Tettenborn die Franzosen aus Hamburg verjagte.
Derselbe stellte auch die Festungswerke eiligst wieder her. Bald
rückte aber eine starke Abteilung der Franzosen heran. Nun
begann die Belagerung der Festung Hamburg. Von der Veddel
schössen die Franzosen mit Kanonen in die Stadt, wobei sie
den Katharinenturm zum Ziel nahmen. Viele von den Kugeln,
die hier und da einschlugen, wurden lange Zeit von den Besitzern
der beschädigten Häuser aufbewahrt. Diese gaben die Kugeln
endlich zur Errichtung des Kugeldenkmals her, welches auf dem
Gertrndenkirchhos steht. Es soll an die Belagerung Hamburgs
durch die Franzosen erinnern.
Für Hamburg kam bald eine noch schlimmere Zeit. Tetteu-
boru konnte die Stadt nicht lange verteidigen und zog ab. Vom
30. Mai an war der französische Marschall Davoust Herr unserer
Stadt. Er richtete die Festung für einen erbitterten Kampf ein
und ließ die Vorstädte und die nahe gelegenen Dörfer räumen
und niederbrennen. Ganz St. Pauli, der größte Teil von
St. Georg, die Häuser vor dem Dammthor, am Grindel, am
Schäferkamp, am Schulterblatt, in Eimsbüttel, in Harvestehude,
an der Landwehr, in Hamm, Horn, Borgfelde, Hohenfelde, Eilbeck,
Uhlenhorst und auf der Veddel wurden ein Raub der Flammen.
Rings um Hamburg herum entstand eine Einöde. Um die Kanonen
der Wälle auf die Stadt richten zu können, falls die Hamburger
ihm nicht ganz gehorsam wären, ließ Davoust auch die Häuser
am grünen Sood und am Kuhberg abbrechen. Endlich jagte er
alle Hamburger, welche nicht ausreichende Lebensmittel für eine
Belagerungszeit von drei Monaten vorzeigen konnten, aus der
Stadt hinaus. Taufende von armen Leuten, Männer, Frauen,
Greise, Kinder, Kranke und Krüppel wurden am Abend vor Weih-
nachten 1813 bei bitterster Kälte iu die Petrikirche und am Weih-
nachtsmorgen im Schneesturm vor die Thore der Festung getrieben.