1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vor 1200 Jahren im Morgenlande einen schrecklichen Drachen
getötet, welcher eine geraubte Jungfrau verschlingen wollte. Sein
Bild führten darum die Kreuzfahrer in ihren Fahnen, als sie
nach Jerusalem zogen, um die heilige Stadt von den ungläubigen
Türken zu befreien. Der Kampf des Ritters mit dem Drachen
ist in der Fahne des St. Georger Kirchturms dargestellt.
Nun machte in dem Heere des Kaisers Friedrich Barbarossa
auch der Gras Adolf Iii. vou Schauenburg, der Herr über
Holstein und Hamburg, einen Kreuzzug mit. Dem Kreuzheere
erging es aber sehr schlecht. Mehr als die Hälfte der Kämpfer
war schon umgekommen durch Hunger, Durst, Krankheiten und
das Schwert der Türken, und noch täglich fanden Scharen von
gewöhnlichen Kriegern, aber auch Ritter, Grafen und Herzoge
den Tod. Da ertrank der große Kaiser Barbarossa in einem
Flusse. In dieser furchtbaren Not betete Graf Adolf zum
heiligen Georg: „Wenn du mich behüten willst vor Krankheit
und Tod und mich wieder zurückbringen wirst in mein Land
und zu den Meinen, so will ich dir in Hamburg ein Gottes-
haus errichten, welches deinen Namen tragen soll." Kaum war
Gras Adolf zurückgekehrt, als er eiu Kranken- oder Siechenhaus
und neben demselben die St. Georgskapelle erbaute, an deren
Stelle später die St. Georgskirche getreten ist.
Der Graf hatte auf seinem Kreuzzuge die schrecklichste
von allen Krankheiten kennen gelernt, den unheilbaren Aussatz,
von welchem in der Bibel erzählt wird. Eine Reihe von
Kriegern in den Kreuzheeren war von dieser gräßlichen Plage
befallen worden und steckte nach der Rückkehr zur Heimat andere
Leute an. Der Aussätzige, welcher des Erbarmens und der
Hilfe so sehr bedurfte, wurde vou jedermann voll Abscheu ge-
mieden; denn wer mit ihm in Berührung kam, der war eben-
falls dem qualvollsten Tode verfallen. Wo sollten denn aber
diese unglücklichen Menschen bleiben? In vielen Ländern, in
Frankreich, in Italien, in Spanien baute man einsam gelegene
Häuser für sie. Auch in Deutschland war es nötig. Solche
Hänser hießen Siechenhäufer oder Spitäler. Haus und Garten
waren von einer Mauer- umgeben. Torr war der Kranke bis zu