1911 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Oppermann, Edmund
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Universität in Helmstedt aufgehoben. Der Braunschweiger Landschaft erklärte
Napoleon: „Weder der General Braunschweig noch seine Kinder werden jemals
wieder über ihre Staaten herrschen". Aber die Schlacht bei Leipzig machte der
Fremdherrschaft ein Ende: drei Wochen darauf ergriff Major Olfermann unter
dem Jubel der Bevölkerung im Namen des Herzogs Friedrich Wilhelm Besitz
von dem Herzogtum.
22. Friedrich Wilhelm, der schwarze Herzog (1313—15). Von den vier
Söhnen Karl Wilhelm Ferdinands starb der älteste kurz vor der Schlacht bei
Jena, und die beiden folgenden Söhne litten an körperlichen und geistigen
Schwächen. Daher wurde Friedrich Wilhelm zur Nachfolge bestimmt. Früh war
er in preußische Dienste getreten und hatte auch den Feldzug gegen Frankreich
1792 mitgemacht. Vermählt war er mit der edlen Prinzessin Marie von Baden,
die ihm zwei Söhne, Karl und Wilhelm, schenkte, aber schon nach fünfjähriger
Ehe starb. Sehnsüchtig wartete er auf eine Gelegenheit, für die Befreiung Deutsch-
lands kämpfen zu können. Sie bot sich, als 1309 Österreich gegen Frankreich
rüstete. Damals war er 33 Jahre alt, „ein tapferer und erprobter Soldat, eine
stolze, reizbare Natur, tief erbittert durch die Schicksale seines Hauses, voll Hasses
gegen Napoleon, in dem er den Zerstörer des Glückes seines Vaterlandes und
seines Hauses erblickte". In Schlesien warb er ein Korps, das mit schwarzem
Schnürenrock und Tschako mit dem Totenkopf und dem wehenden Roszschweif
bekleidet wurde. Aber die Niederlage der Österreicher und der Waffenstillstand
bewogen ihn, mit der kleinen Heldenschar (wenig über 2000 Mann) sich den
Weg durch die Feinde nach der Wesermündung zu bahnen. „Diese Schar glich
einer altdeutschen Gefolgschaft, die es für Ehre hielt, mit ihrem Fürsten zu fallen,
für Schande, ihn zu überleben." Von Zwickau zog er in Eilmärschen über Alten-
bürg, Leipzig. Halle, eroberte das stark verteidigte Halberstadt und wurde am
31. Juli abends in Braunschweig von seinem treuen Volke umjubelt. Betrübten
Sinnes ging er durch sein Schloß und schlief unter freiem Himmel vor dem Petri-
tor. Unter Absingen des Gesanges „Dir trau' ich, Gott, und wanke nicht" (Nr.
349) marschierte er am 1. August nach Olper gegen das 5000 Mann starke
westfälische Korps Reubels. Aber die heldenmütige Tapferkeit vermochte gegen die
Übermacht nichts. Da machte der Feind den Fehler, sich auf das rechte Okerufer
zurückzuziehen, und in Eilmärschen konnte nun das schwarze Korps über Hanno-
ver nach Elsfleth an der Wesermündung gelangen, wo englische Schiffe es auf-
nahmen. In 14 Tagen hatte man 470 km zurückgelegt und 11 meist siegreiche
Gefechte bestanden. Selbst Napoleon bewunderte den heldenmütigen Zug, der in
der Geschichte nur wenige seinesgleichen hat, und nannte seinen Führer einen
tapferen Krieger. In englischen Diensten kämpften dann die Helden in Spanien
gegen Napoleon. Als dessen Macht bei Leipzig gebrochen war, kehrte der Herzog
drei Tage vor Weihnachten 1813 nach Braunschweig zurück, nachdem
Olfermann im November von dem Lande Besitz genommen hatte. 1315 wagte
Napoleon südlich von Brüssel den Entscheidungskampf, und am 16. Juni griff
sein Marschall Ney die Engländer bei Quatrebras an. Nachmittags trafen die
Braunschweiger auf dem Schlachtfelde ein. Als der tollkühne Herzog die Zurück-
weichenden sammeln wollte, erhielt er eine feindliche Kugel, die ihn schnell tötete.
Seine Truppen rächten seinen Tod unter General Olfermanns Führung zwei Tage
später in der Schlacht bei Waterloo. Im Braunschweiger Dome ruht der Hel-