1911 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Oppermann, Edmund
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
- 20 -
jene berühmte Porzellanfabrik gegründet wurde, die jetzt in Privat-
besitz ist und jährlich für etwa 450000 Waren hinaussendet, die
durch Schönheit der Form und Haltbarkeit berühmt sind.
Am linken Ufer dehnt sich die alte westfälische Stadt Höxter
aus, durch eine Kastanienallee verbunden mit der ehemaligen Abtei
Corvey, dem einstigen Mittelpunkt der Ausbreitung des Christen-
glaubens im Sachsenlande, die schon zur Zeit Ludwigs des Frommen
gegründet wurde. Reicher Segen für Religion und Wissenschaft ist
von hier ausgegangen: es sei nur erinnert an Anschar, den Apostel
des Nordens, und an den Dichter Hoffmann von Fallersleben, der in
Corvey als Bibliothekar wirkte und hier gestorben ist. Nun erweitert
sich das Tal: Holzmindens lachende Fluren bildeten ehedem den
Boden eines Binnensees, ehe die Weser ihren Durchbruch unterhalb
der Stadt vollendet hatte. Weiten Auslug bietet gegenüber der
kegelförmige, fast 500 m hohe Köterberg. Nachdem der Strom in
das Muschelkalkplateau eingetreten ist, wird an der Grenze von
Westfalen, Lippe und Hannover das Tal enger und immer schöner-
es wird von schroffen Felsen und Abhängen begleitet und beschreibt
viele Windungen, z. V. bei dem hannoverschen Flecken Polle und bei
der Teufelsmühle, die durch einen aus der Felswand sprudelnden
Quell getrieben wird. Mit großer Mühe wurde erst in neuerer Zeit
hier Raum für eine Straße geschaffen. Links führen Kunststraßen
zu dem über 200 m hoch gelegenen Plateau von Ottenstein-
Hauptort ist der Flecken Ottenstein mit Amtsgericht. Rechts
treten die bis 200 m steil herabfallenden zackigen Wände des Bog-
ler dicht an den Strom.
Da, wo die Lenne rechts mündet und die Weser einen weiten
Bogen nach Westen beschreiben will, lassen schon zwei gewaltige Weser-
brücken auf einen wichtigen Verkehrspunkt schließen. Die von Vor-
wohle der Lenne entlang ziehende Eisenbahn führt hierher Erzeugnisse
des Hilses und Iths (Hilssandsteine, Kalksteine, Erze und Holz) und
geht hier über die Weser nach Emmertal ins Hannoversche (Hameln)
und Westfälische. Schon in alter Zeit wurden bis hierher Waren aus
Bremen verschifft und dann auf Frachtwagen nach der mittleren und
oberen Leine, nach Alfeld, Einbeck und Northeim, geschafft. Hier er-
strecken sich am linken Weserufer halbmondförmig die hannoversche
Stadt Bodenwerder, auf einer Insel erbaut (d. h. Bodos Insel),
und das braunschweigische Dorf Kemnade. Jenes ist der Geburts-
ort des wegen seiner Aufschneidereien bekannten Freiherrn v. Münch-
Hausen, dem hier das Gut gehörte. In Kemnade war schon im
10. Jahrhundert ein Benediktiner-Nonnenkloster. Die schöne Kirche
(Pfeilerbasilika), in welcher v. Münchhausen begraben liegt, stammt
aus dem 11. Jahrhundert. Zwischen Kemnade und dem Ith erschloß
man früher Salzquellen, von denen Halle a. d. Weser den Namen
hat, das aber 3 km von der Weser entfernt liegt.
Um 1880 wurde bei Kemnade ein großer Lade- und Vergehafen
gebaut, der gegen Hochwasser gesichert ist und dessen Pegel 70 m