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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 13

1908 - Essen : Baedeker
— 13 — hält sich lange und kann ihrerseits Schatten für andere Kulturen gewähren, besonders für gewisse Lebensmittel. Der Kolabaum erschöpft den Boden nur in geringem Maße, aber die Bananen vorher und Hülsenfrüchte nachher fangen den Boden genügend aus, um von Zeit zu Zeit eine Düngung not- wendig erscheinen zu lassen. Wenn der Baum zu alt geworden ist, kann man sein Holz zu Bauten benutzen. Im wilden Zustande beginnt der Baum im 5. und 6. Jahre zu tragen, doch erreicht er seine volle Tragfähigkeit erst im 9. und 10. Jahre. Bei sorgfältiger Kultur trägt er schon früher und gibt schönere Früchte. Die- jenigen von Trinidad und Jamaika werden bedeutend größer als die Nüsse der wilden Kola. Man kann jährlich zweimal ernten. Unter günstigen Be- dingungen schützt man den jährlichen Ertrag auf 50 bis 60 kg trockener Nüsse auf den Baum, was 100 bis 150 kg frischer Nüsse entspricht. Die Aufbewahrung der Nüsse erfordert viele Sorgfalt. Die Kapseln werden, bevor sie von selbst herunterfallen, vom Baume gepflückt, wenn sie eine gelbbraune Farbe angenommen haben und sich zu öffnen anfangen. Es finden sich 5 bis 15 rote und weiße Samen in ihnen, jeder einzelne 5 bis 25 g schwer; sie sind von einem klebrigen, gelblichweißen Schleim umgeben, den man ent- fernen muß. Die weißen Samen sind beliebter als die roten; aber wenn sie trocken sind, nehmen sie alle dieselbe braune Farbe an. Die Neger Afrikas sind seit alten Zeiten große Verehrer der Kolanuß, die in ihrem täglichen Leben eine bedeutende Rolle spielt, und es gibt kaum afrikanische Gebiete, wo die kostbare Frucht nicht Gegenstand eines bedeutenden Handels ist. Dank ihnen können die Eingeborenen nach dem Genuß von Mengen, die 40 g täglich nicht übersteigen, sehr mühsame Wege unter der Tropensonne zurücklegen, ohne die geringste Ermüdung in den Gliedern zu spüren, obwohl sie gegen 40 kg Gewicht tragen. Die Kola gestattet ihnen auch, wenig Nahrung zu sich zu nehmen, und dient ihnen so zur Zeit der Hungersnot, ohne daß ihre Kräfte oder Widerstandsfähigkeit vermindert werden. In einem amtlichen Bericht an die englische Regierung vom Sep- tember 1890 bemerkt der Konsul von Bahia über die Wirkung dieser Nuß, daß dank der Anwendung der Kola eine Last, die von acht brasilianischen Negern nicht getragen werden konnte, leicht von vier afrikanischen Negern getragen wurde. Er erzählt von einem Zuckersack im Gewicht von 80 kg, der von einem jungen und kräftigen brasilianischen Neger als zu schwer zurückgewiesen, aber öank des Genusses der Kolanuß vier Meilen weit von einem alten afrikanischen Neger getragen wurde. Auch europäische Afrika- forscher, die die Kola nach der Methode der Neger anwandten, haben be- stätigt, daß die ihr zugeschriebenen Wirkungen nicht übertrieben sind. Nach ihrem Genüsse haben sie die größten Anstrengungen unter der heißen Sonne ertragen können. Gegen Leberkrankheiten und Diarrhöe wenden die Ein- geborenen Afrikas sie mit demselben Erfolge an wie als Mittel, bei großer Müdigkeit den Schlaf zu vertreiben. Durch diese seit undenklichen Zeiten bekannten Eigenschaften hat sich die Kola im bürgerlichen und religiösen Leben der Bewohner Zentralafrikas, besonders der Aschantiländer, eine bedeutsame Rolle gesichert. In vielen Gegenden Mittelasrikas kann kein wichtiges Geschäft abgeschlossen werden, bevor nicht einige Nüsse von beiden Seiten genossen worden sind. Ohne eine Zugabe von Kolanüssen hat selbst die kostbarste Hochzeitsgabe keinen
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