1908 -
Essen
: Baedeker
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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6. Liand und heute im flgugebirge lmteltogos.
Etwa 120 Kilometer landeinwärts von Lome liegt das abgesonderte
Agngebirge. Von der Hanptkette aus betrachtet, gleicht es einem riesigen
Sarge, der grau und einförmig ans der Ebene emporsteigt. Erst in der
Nähe erkennt man, daß die Flanken von tiefen Schluchten durchfurcht sind,
über denen steile Gipfel sichtbar werden. Die bedeutendste Höhe ist die Bau-
mannspitze, welche mit ihren 980 Metern die größte Erhebung Mitteltogos
bildet. Das Pflanzenkleid der oberen Teile ist ziemlich dürftig; dagegen
weisen die zahlreichen Nachläufe und engen Täler einen prächtigen Baum-
schmuck auf, und den Fuß des Gebirges umgürten die üppigen Hirse-, Mais-
und Jamspflanzungen der Neger. Togo ist im ganzen ein wasserarmes
Land; am Agu mangelt es jedoch nirgends an Quellen und an fließendem
Wasser, da die mit Feuchtigkeit beladeueu Süd- und Westwinde hier ihren
Regen ergießen. Die auf dem Gebirge entspringenden Bäche schlängeln sich
in vielen Windungen zur Ebene hinab und tränken mit ihrem Naß das
fruchtbare Land. Daher ist der Boden sehr ergiebig und die Bevölkerung
eine ungemein dichte. Nicht nur am Fuße des Gebirges, wo die besten
Äcker liegen, sondern auch auf den sich weit hinziehenden Vorhöhen trifft
man viele Ansiedelungen. Außer den kleineren Dörfern mit 400 bis 500
Insassen gibt es sogar stadtartige Plätze mit Tausenden von Menschen.
Die Bewohuer des Agu setzen sich aus verschiedenen kleinen Stämmen
zusammen, deren jeder seinen besonderen Bezirk inne hat und seine eigene
Regierung besitzt. Alle siud fleißige Ackerbauer, wie ihre schönen Pflanzungen
bezeugen. Die seit geraumer Zeit angebaute Baumwolle wird von den
Frauen gesponnen, von den Männern gefärbt und auf einfachen Webstühlen
zu recht brauchbaren und hübschen Stoffen verwebt. Für den Ausfuhrhandel
kommt neben der Baumwolle hauptsächlich das Palmöl in Betracht. Ihre
sonstigen Erzeugnisse verkaufen die Neger auf den Märkten, die in allen
größeren Plätzen eingerichtet sind und gewöhnlich jeden vierten Tag, der
für die Heiden zugleich ein Feiertag ist, abgehalten werden. Dazu erscheinen
auch auswärtige Händler, die europäische Waren aus den Küstenstädten, be-
sonders aus Lome, feilbieten. Da es am Agu noch viel Wild gibt, so
wird die Jagd recht fleißig ausgeübt. Mit Schlingen, Fallen und Selbst-
fchüfsen stellt man den jagdbaren Tieren nach, falls es der Schwarze nicht
vorzieht, mit _ Gewehr, Kugeltasche und Pulverbeutel auf deu Austand zu
gehen und mit unermüdlicher Geduld auf eine Antilope oder ein Wildschwein
zu lauern. Im Dunkel der Schluchten haust der als Viehräuber gefürchtete
Leopard; in der weiten Ebene des Ostens kommt von Zeit zu Zeit noch der
Elephant zu Gesicht. Sein Fleisch wird von den Eingeborenen gern gegessen,
und seine Zähne bilden ein gesuchtes Handelsgut.
Die Eingeborenen im Agngebirge sind Heiden. Fast nirgends in Togo
erblickt man so viele Opferplätze, geweihte Haine und Götterbilder wie hier.
Die Heiligtümer finden sich nicht nur innerhalb der Städte, sondern auch
an den Wegen und auf den Äckern. In den Städten sind es meist häßliche
Figuren, oft fogar nur rohe Erdklumpen, die unter einem kleinen Schutzdache
stehen. Auf deu Feldern dagegen hegt man sie in besonderen Hütten oder
im Dunkel wohlgepflegter Haine. Bei der Bergstadt Kebu sieht man zur
Rechten des schmalen Pfades eine scheußliche Gestalt, die die Aufgabe hat,
die Stadt zu bewachen. Als Zeichen ihrer Macht trägt sie ein scharfes