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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 35

1908 - Essen : Baedeker
— 35 — Faktoreien ist ein geschäftiges Treiben zu bemerken, überall werden Palmkerne gewogen, wird Gummi mit Seewasser besprengt. Die Palmkerne werden in Schuppen geschaufelt oder fertig in Säcken zur Verladung auf den nächsten Dampfer vermögen. Natürlich geht dieses Treiben, wie jede Arbeit bei den Schwarzen, nicht ohne Lärm ab. Wir betraten den Laden einer Faktorei und fanden dort die Angestellten bei ihrer Arbeit an den Büchern vor. In den geräumigen Schuppen lagen in Fächern die verschiedensten Baumwoll- stoffe, die zu unserer großen Freude meistens in Deutschland gewebt waren. Auch bessere Stoffe, die zur Herstellung des Obergewandes, des hauptsäch- lichsten Kleidungsstückes der Ewe verwendet werden, liegen hier in geschmack- vollen gestreiften und karrierten Mustern aus, in denen die blaue Farbe vorherrschend ist. Die Zeuge und Stoffe sind zumeist in Ballen, das Stück zu 12 Ellen, aufgespeichert. Auch Seide wird zum Verkauf gehalten, da die reichen Frauen, besonders die der schwarzen Händler, sich den Luxus ge- statten, bei feierlichen Gelegenheiten in Seide zu erscheinen. Neben der be- liebten blauen Farbe wird auch häufig die grüne und schwarze gewählt; aber allen diesen wird die gelbe vorgezogen. Und nicht mit Unrecht hat sich der Geschmack dieser Schönen hauptsächlich für diese Farbe entschieden, da sie im allgemeinen gut von ihrer schwarzen Hautfarbe absticht. Auch kleine weiße, rote und buntfarbige seidene Tücher gelangen hier zum Verkauf und werden als Kopftücher getragen. Glasperlen jeglicher Art blitzen dem Be- schauer entgegen, bedruckte Taschentücher in den grellsten und buntesten Farben, die das Herz der Schwarzen erfreuen, werden feil geboten. Große Pakete mit Rot- und Blaugarn liegen in den Fächern aufgespeichert. Dieses Garn ist ebenfalls eine wichtige Tauschware sowohl für den Europäer, als auch für die schwarzen Händler, die damit Handel im Hinterlande treiben. Anch Tabak ist hier zu haben, der häufig, besonders in der trockenen Zeit, mit Wasser benetzt wird, um ihm die nötige Feuchtigkeit zu erhalten. Auf der einen Seite des Schuppens lagert in einer besonderen Abteilung in Tonnen der Gummi; den Einkauf dieses wichtigen Handelsartikels besorgt in der Regel der Vertreter der Faktorei in eigener Person. Der Gummi wird hier auf seine Güte und Feuchtigkeit geprüft, auch werden probeweise Bälle zer- schnitten, weil die betrügerischen Schwarzen häufig Steine und Sand hinein- legen, um das Gewicht zu erhöhen und dadurch einen höheren Preis zu er- zielen. Nach dieser Prüfung wird der Gummi gewogen, und nun beginnt das umständliche Hin- und Herreden über den Preis. Stundenlang sucht der schwarze Verkäufer eine Einigung herbeizuführen. Häufig gehen die Leute aus einer Faktorei in die andere und kehren schließlich wieder zur ersten zurück, um dann, nachdem sie sich über die Preislage unterrichtet haben, dieser ihre Ware zu verkaufen. Der Erlös wird nur selten in barem Gelde genommen; meistens werden dafür Waren eingetauscht, die nach Belieben des Käufers in Tabak, Spiritus, Wollzeugen, Perlen oder sonst dergleichen bestehen. Ferner sieht man hier lange große Steinschloßflinten von minderwertiger Arbeit; auch findet sich der beliebteste Tauschartikel, das grobe sogenannte Negerpulver, in kleinen Fässern zum Transport ins Innere verpackt, vor. Ebenso fehlen auch wohl in keiner Faktorei die Pomaden, die, wie das Lavendelwasser, für die schwarzen Damen des Landes einen besonders schätzens- werten Toilette-Artikel bilden. Selbstverständlich dürfen die Spiegel nicht fehlen. Kleine, weiße Tonpfeifen sind ebenfalls ein sehr begehrter Frauen- artckel, denn in Afrika rauchen die Damen des Landes, und oft sieht man 3*
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