1908 -
Essen
: Baedeker
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Faktoreien ist ein geschäftiges Treiben zu bemerken, überall werden Palmkerne
gewogen, wird Gummi mit Seewasser besprengt. Die Palmkerne werden in
Schuppen geschaufelt oder fertig in Säcken zur Verladung auf den nächsten
Dampfer vermögen. Natürlich geht dieses Treiben, wie jede Arbeit bei den
Schwarzen, nicht ohne Lärm ab. Wir betraten den Laden einer Faktorei
und fanden dort die Angestellten bei ihrer Arbeit an den Büchern vor. In
den geräumigen Schuppen lagen in Fächern die verschiedensten Baumwoll-
stoffe, die zu unserer großen Freude meistens in Deutschland gewebt waren.
Auch bessere Stoffe, die zur Herstellung des Obergewandes, des hauptsäch-
lichsten Kleidungsstückes der Ewe verwendet werden, liegen hier in geschmack-
vollen gestreiften und karrierten Mustern aus, in denen die blaue Farbe
vorherrschend ist. Die Zeuge und Stoffe sind zumeist in Ballen, das Stück
zu 12 Ellen, aufgespeichert. Auch Seide wird zum Verkauf gehalten, da die
reichen Frauen, besonders die der schwarzen Händler, sich den Luxus ge-
statten, bei feierlichen Gelegenheiten in Seide zu erscheinen. Neben der be-
liebten blauen Farbe wird auch häufig die grüne und schwarze gewählt;
aber allen diesen wird die gelbe vorgezogen. Und nicht mit Unrecht hat sich
der Geschmack dieser Schönen hauptsächlich für diese Farbe entschieden, da
sie im allgemeinen gut von ihrer schwarzen Hautfarbe absticht. Auch kleine
weiße, rote und buntfarbige seidene Tücher gelangen hier zum Verkauf und
werden als Kopftücher getragen. Glasperlen jeglicher Art blitzen dem Be-
schauer entgegen, bedruckte Taschentücher in den grellsten und buntesten Farben,
die das Herz der Schwarzen erfreuen, werden feil geboten. Große Pakete
mit Rot- und Blaugarn liegen in den Fächern aufgespeichert. Dieses Garn
ist ebenfalls eine wichtige Tauschware sowohl für den Europäer, als auch für
die schwarzen Händler, die damit Handel im Hinterlande treiben. Anch Tabak
ist hier zu haben, der häufig, besonders in der trockenen Zeit, mit Wasser
benetzt wird, um ihm die nötige Feuchtigkeit zu erhalten. Auf der einen
Seite des Schuppens lagert in einer besonderen Abteilung in Tonnen der
Gummi; den Einkauf dieses wichtigen Handelsartikels besorgt in der Regel
der Vertreter der Faktorei in eigener Person. Der Gummi wird hier auf
seine Güte und Feuchtigkeit geprüft, auch werden probeweise Bälle zer-
schnitten, weil die betrügerischen Schwarzen häufig Steine und Sand hinein-
legen, um das Gewicht zu erhöhen und dadurch einen höheren Preis zu er-
zielen. Nach dieser Prüfung wird der Gummi gewogen, und nun beginnt
das umständliche Hin- und Herreden über den Preis. Stundenlang sucht
der schwarze Verkäufer eine Einigung herbeizuführen. Häufig gehen die Leute
aus einer Faktorei in die andere und kehren schließlich wieder zur ersten
zurück, um dann, nachdem sie sich über die Preislage unterrichtet haben,
dieser ihre Ware zu verkaufen. Der Erlös wird nur selten in barem Gelde
genommen; meistens werden dafür Waren eingetauscht, die nach Belieben des
Käufers in Tabak, Spiritus, Wollzeugen, Perlen oder sonst dergleichen bestehen.
Ferner sieht man hier lange große Steinschloßflinten von minderwertiger
Arbeit; auch findet sich der beliebteste Tauschartikel, das grobe sogenannte
Negerpulver, in kleinen Fässern zum Transport ins Innere verpackt, vor.
Ebenso fehlen auch wohl in keiner Faktorei die Pomaden, die, wie das
Lavendelwasser, für die schwarzen Damen des Landes einen besonders schätzens-
werten Toilette-Artikel bilden. Selbstverständlich dürfen die Spiegel nicht
fehlen. Kleine, weiße Tonpfeifen sind ebenfalls ein sehr begehrter Frauen-
artckel, denn in Afrika rauchen die Damen des Landes, und oft sieht man
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