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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 67

1908 - Essen : Baedeker
— 67 — Der 1. März 1899 brachte uns einen der anstrengendsten Märsche, die wir während der ganzen Expedition gemacht haben. Zunächst ging es von den Höhen hinab noch einmal in die Ebene, dann durch wogende Gras felder bis an den Fuß des Gebirges. Nachdem wir ungefähr 100 m ge- stiegen waren, überschritten wir einen wichtigen Kreuzweg, eine gewaltige Talwelle lag vor uns. Wieder stiegen wir eine Stunde. Die Sonne brannte, kein schattenspendender Baum war in der Nähe, vielfach trat das bloße Gestein zu Tage, so daß die Träger mit aller Vorsicht die Füße auf den Boden setzten. An einem Wasserlauf waren die ermatteten Leute kaum noch vorwärts zu bekommen. Mehrere kleine Siedlungen wurden sichtbar; die Bewohner entwichen scheu in die Felsen. Als wir auf der Sohle der zweiten Talwelle angelangt waren, fanden wir große Dnrha- und Maisfelder, die abgeerntet waren, nur große grüne Kürbisse warteten noch der Reife. Endlich ging es den letzten Berghang in die Höhe, eine weite Ebene breitete sich aus; spitze Dächer wurden sichtbar; es war Joko. Der Kommandeur ließ die Kompagnien aufrücken. In breiter Front ging es auf die Stadt los, die von Wall und Graben umgeben war. Wohl irrten noch einige Schafe in den Straßen umher, und rauchende Feuer, frischer Pferdemist und zahlreiche Hühner und Lebensmittel zeigten an, daß hier noch kürzlich Menschen waren, aber jetzt war die Stadt leer. Während allmählich die Träger kamen und erschöpft ihre Lasten niedersetzten, sah man die Soldaten trupp- weise zum Wasser ziehen oder die Häuser nach Vorräten durchsuchen. Joko ist ganz nach Fullah-Art gebaut, viele runde Hütten mit ver- schiedenen Eingängen, oft untereinander durch Mattenzäune verbunden, sind von einer hohen Strohwand umgeben und bilden ein geschlossenes Ganzes. Durch alle diese übermannshohen geflochtenen Wände werden breite Straßen und Plätze gebildet, so daß Joko einen viel geschlosseneren Eindruck macht, als die Wute-Siedeluugen, in denen die Häuser regellos nebeneinander liegen. Diese Fnllah-Dörfer mit ihren vielen kleinen Gelassen, Ecken und Winkeln sind sehr unübersichtlich, und es ist schwer, sich zwischen den Zäunen und Hängen zurechtzufinden. Da die Träger und Soldaten sehr erschöpft waren und der Komman- denr hier auch einen Angriffsplan aufstellen mußte, wurden vier Ruhetage gemacht. Schon an dem Bau der Stadt und den wenigen zurückgelassenen Haus- geraten konnte man erkennen, daß man in ein anderes Land gekommen war. Zwar besteht die Bevölkerung auch hier noch aus Wutes, aber diese sind dem Fnllah-Sultau von Tibati Untertan. Die Fnllahs sind ein Hirtenvolk, das sich in westöstlicher Richtung über den mittleren Sudan verbreitet hat. Nach- dem sie Herreu des Landes geworden, wurden sie zum großen Teile seßhaft. Sie unterscheiden sich von den Negern durch ihren schlanken, feinknochigen, sehnigen Körper. Oft sind sie ganz hell, oft tief schwarz gefärbt. Ihr Haar ist wellig und nicht in Büschel oder Gruppen gestellt. Die Fnllahs "sind Mohammedaner; ihre Kultur ist arabischer Art. Ädamaua, ihr Land, ist kein geographischer Begriff, sondern umfaßt das Emirat Jola, dessen Hauptstadt im englischen Nigerien unweit des Venne liegt, mit allen seinen Vasallen- staaten; zu diesen gehört Tibati. Die Fullahs, die sich vielfach mit Hanssas und auch mit Angehörigen der unterworfenen Negerstämme vermischt haben, hatten in Joko ihren südlichsten Posten. 5*
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