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1. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 87

1908 - Essen : Baedeker
— 87 — sammelten sie sich vor unserer Tür. Dann trat mein Mann heraus und gab einer jeden ein Pappkärtchen mit seinem Siegel. Am Abend mußten sie es wieder abgeben, und nur die wurden abgelohnt, die im Besitze eines solchen Kärtchens waren. Es war nämlich vorgekommen, daß sich etliche einfach des Abends zum Ablohnen einstellten, ohne den Tag gearbeitet zu haben. Beim Wiederanfang der Arbeit nach der Mittagspause wurden die Weiber abermals gezählt, ob sich auch keine gedrückt hätte. Jede trug fünf Backsteine auf dem Kopse und im Gänsemarsch bewegte sich der Zug uach dem neuen Hause und wieder zurück an die Stelle, wo die aufgeschichteten Steine lagen. An der Spitze marschierte die Oberaufseherin, die alte Lene, nur mit einem alten Sack bekleidet, in den oben für die Halsöffnung ein Loch geschnitten war. Die anderen sahen ähnlich aus. Sie bewegten sich vollständig im Takt und sangen stundenlang dasselbe eintönige Lied in der Namasprache: „Eh, wir tragen Steine für Herrn Eckenbrecher, eh, Steine tragen ist schwer, eh, wir haben aber nun genug zu essen", und dann sing es wieder von vorn an. Der Unterkapitän Josna und sein Schwiegersohn Manuel Timbo führten die Mauern auf, und die Ecken mauerte mein Mann. Als Bindemittel diente verdünnter Lehm, den einige Weiber in Eimern herbeischleppen mußten. Und ich ging ab und zu mit Wasserwage und Lotblei, reichte mit Steine an und beaufsichtigte den ganzen Betrieb. Beim Mauern der Fenster stießen wir auf unerwartet große Schwierigkeiten. Die Wand, die darüber war, konnten wir der Termiten wegen nicht durch Balken stützen und mußten des- halb Bogen mauern. Was haben wir uns da geplagt! Ich zeichnete einen Halbkreis auf zusammengenagelte Kistendeckel, der von meinem Manne aus- gesägt wurde. Darauf legten wir dann die Backsteine, die wir mit Stemm- eisen und Meißel zurichteten, bis sie einen Halbkreis bilden konnten. Nach- dem wir alles an der Erde hübsch probiert hatten, versuchten wir es am Hause, und es gelang vortrefflich. Nach und nach bekamen wir ordentlich Übung. Erst mauerten wir alle Fensterbögen, und dann gingen wir an die schwierigeren Türwölbungen. Sie glückten über Erwarten gut, fielen nicht zusammen und sahen beinahe symmetrisch und schmuck aus. Das Haus bestand aus vier großen Zimmern, der Küche, Speisekammer und dem geräumigen Vorratsraum. Um es recht hübsch kühl zu haben, bauten wir die Mauern sehr hoch. Dann legten wir dünne Querbalken als Decke und daraus in einigen Zimmern Ried; in anderen wieder nagelten wir Kattun von Balken zu Balken und bekamen dadurch eine sehr gute Zimmer- decke. Darüber wurden die Mauern noch einen Meter höher aufgeführt. Dann _ erst legten wir die dicken Balken, die das Wellblech tragen sollten. Auf diese Weise erhielten wir zwischen dem Wellblech und der Zimmer- decke eine Isolierschicht von Luft, die wesentlich dazu beitrug, das Wohnen angenehm und kühl zu machen. Hat man die Wellblechplatten unmittelbar über dem Kopf, so strömen sie eine unsagbare Hitze aus. Wir hatten Wellblechplatten verschiedener Größen, die wir auf das Dach legten. Untereinander und auf die Balken wurden sie festgeschraubt. Unter jeder Schraube saß ein Blechplättchen, das verhindern sollte, daß die Feuchtigkeit in die Schraubenwindung drang und Rost verursachte. Das ganze Dach war nach der Rückseite des Hauses zu um einen halben Meter _ abgeschrägt, so daß der Regen bequem herunterlaufen konnte. Die nach hinten liegenden Platten standen um ein beträchtliches über die Maueru
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